Beethovenplatz Ausgrabungen pr3
Beethovenplatz Ausgrabungen pr3

Die Baumaßnahmen in der Mainzer Neustadt, im Bereich von Rheinallee, Wallaustraße und Emausweg, haben in den vergangenen Jahren zahlreiche archäologische Befunde zutage gefördert.

Derzeit sind im künftigen Quartiersprojekt „Zuhause in Mainz“ (Beethovenplatz) der Wohnbau Mainz GmbH archäologische Ausgrabungen im Gange, die einen Einblick in die vom Rheinufer entfernte Siedlungsrandbebauung gibt. Die Landesarchäologie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) stellte heute den aktuellen Stand der Ausgrabungen vor, die es erstmals ermöglichen, eine zusammenhängende römische Siedlungsfläche über mehrere Parzellen hinweg zu untersuchen.

„Wir können nun konkrete Aussagen zur Struktur und dem Erscheinungsbild der dort liegenden römischen Siedlung treffen“

So Dr. Marion Witteyer, Leiterin der GDKE-Außenstelle Mainz Direktion Landesarchäologie, „wie sich herausstellte, befand sich hier ein gemischtes Viertel mit

Agentur Bonewitz / Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Geschichte lebendig

Wohnbebauung, Handwerksbetrieben und Bestattungsarealen“. Unter der Regie der Grabungsleiter Marcello-Andreas Puhl und Daniel Markovic stießen die Archäologen auf eine Straße und zwei (Wasser)-Becken. „Beide Funde werden am Ende dieser Woche wieder verschwunden sein, da sie der neuen Bebauung weichen müssen“, erläutert Witteyer. Auf den Nachbargrundstücken konnten zudem sogenannte „Papstbullen“ gefunden werden, die darauf hindeuten, dass die überlieferte St. Theonestkapelle, die erst im 16. Jahrhundert abgerissen wurde, sich in unmittelbarer Nähe befinden könnte. Der nächste Grabungsabschnitt könnte hierzu mehr Erkenntnisse liefern.

Agentur Bonewitz / Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Wir machen Geschichte lebendig

Die Existenz der römischen Vorstadtsiedlung, die sich bis in den heutigen Zollhafen erstreckt, ist schon lange bekannt, doch blieben die bisherigen Vorstellungen mangels archäologischer Dokumentation recht vage. Allein aufgrund von großen Mengen dort gefundener Amphoren galt der Ort als Hafensiedlung und Niederlassung italischer Fernkaufleute. Eine Interpretation, die nun allerdings revidiert werden musste, denn die Amphoren wurden lediglich als „Baumaterial“ zur Fundamentierung von Gebäuden und zur Trockenlegung des nassen Untergrunds verwendet.

Wie die Ausgrabungen nun ergaben, ist die Siedlung – wie die rheinaufwärts im heutigen Stadtteil Weisenau gelegene Siedlung – etwa zur gleichen Zeit wie das Legionslager auf dem Kästrich zur Zeit des ersten römischen Kaisers Augustus (30 v. Chr. bis 14 n. Chr.) entstanden und hatte anfangs vermutlich ebenfalls eine militärische Bedeutung.