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Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz eröffnet am Freitag (17. Februar 2023) bis zum 31. März 2023 die Übernachtungseinrichtung für obdachlose Menschen am Fort Hauptstein. Insgesamt stehen 12 – 15 Schlafplätze zur Verfügung, die soziale Betreuung übernimmt das DRK. Die Aufnahme sowie die Platzvergabe starten immer abends um 18:00 Uhr und werden vor Ort geregelt. Um 10:00 Uhr müssen die Obdachlosen die Einrichtung wieder verlassen haben. Zur Gewährleistung der Sicherheit ist eine Objektschutzfirma im Einsatz. BYC-News sprach darüber mit Marcio Demel, dem 1. Vorsitzenden des Vereins Rheinhessen hilft, der das Vorgehen der Stadt kritisiert.

„Die obdachlosen Menschen hätten diese niederschwellige Möglichkeit aber schon zu Beginn des Winters gebraucht“

Er erklärt: „Die Stadt Mainz hat am heutigen Tage angekündigt, dass am morgigen Freitag wieder Container als Übernachtungsmöglichkeit für Obdachlose Menschen am Fort Hauptstein aufgestellt werden. 12-15 Menschen sollen hier bis 31.03.2023 übernachten können. Morgens um 10 Uhr müssen laut Stadt alle Bewohner die Container verlassen und können erst ab 18 Uhr zurückkehren. Dann werden die Karten wieder „neu gemischt“, wer bleiben darf und wer nicht.

Zunächst hier ein wirklich großer Dank an das DRK, dass die Container betreuen wird.“

Weiter kritisiert er: „Jetzt – Mitte Februar – wird vom Sozialdezernat ein Container-Dorf am Fort Hauptstein errichtet und am 31.03.2023 wieder geschlossen. Die obdachlosen Menschen hätten diese niederschwellige Möglichkeit aber schon zu Beginn des Winters im Oktober/November letzten Jahres benötigt. Zwar stand in Gonsenheim die Housing Area als Obdachlosenunterkunft ebenfalls zur Verfügung, doch viele obdachlose Menschen hatten hier das Problem, dort zuerst mal hinzukommen. Auch die anderen Unterkünfte waren völlig überlastet und überfüllt. Als im Dezember Minustemperaturen im zweistelligen Bereich herrschten, war die Situation auf den Straßen in Mainz, auch für den Kältebus, sehr schlimm. Gemeinsam mit Steckler’s Rheinrestaurant haben wir deshalb eine Möglichkeit geschaffen, um obdachlose Menschen in einem Haus in Dalheim im Landkreis Mainz-Bingen unterkommen zu lassen. Dort leben diese Menschen nun langfristig und können sich in Ruhe wieder eingliedern. Das, was die Stadt über Jahre nicht geschafft hat, wurde von uns mühsam mit ehrenamtlichen Kräften innerhalb kürzester Zeit umgesetzt. Es ist leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“

„Ein großer Witz“

„Das man nun für lediglich anderthalb Monate die Container am Fort Hauptstein reaktiviert, ist von der Stadt ein großer Witz. Denn der Winter und das Leid enden nicht Ende März. Die Möglichkeit mit den Containern am Fort Hauptstein hätte man bis mindestens Mai 2023 bestehen lassen müssen, bis es etwas wärmer wird. Wahrscheinlich möchte die Verwaltung im Hinblick auf die Schließung Ende März 2023 Gelder sparen. Hier wird aber am falschen Ende und auf Kosten der obdachlosen Menschen in Mainz gespart. Für Obdachlose ist es ohnehin ein harter Überlebenskampf im Winter. Wohnungslose Menschen können sich oft nicht ausreichend gegen die Kälte im Freien schützen. Erfrierungsgefahr droht bei Wind auch schon bei Plusgraden. Der Mainzer Sozialdezernent Eckart Lensch hat auch in der Vergangenheit nicht geglänzt, als es um die Container am Fort Hauptstein ging, die man zeitweise wieder abgeschafft hat. Die Obdachlosenpolitik in unserer reichen Stadt ist unserer Meinung nach wirklich unerträglich. In anderen Städten werden beispielsweise Hotels für obdachlose Menschen angemietet. Die Biontech-Milliarden kommen vielen zugute, aber an die Ärmsten der Armen wird nicht gedacht“, so Demel abschließend.