Die Altmainzer Stadtsoldaten, das Schutzregiment der edlen Zecher und Leibregiment der Weinkönigin, sehen zwar auf den ersten Blick aus wie eine Fastnachtsgarde, haben damit aber nur wenig gemein, so Martin Hoppe von der GdP (Garde der Prinzessin) und Kommandant der Altmainzer Stadtsoldaten, sowie Frithjof Heimbuch von der MRG (Mainzer Ranzengarde). Einzig aus Versicherungsgründen ist es notwendig, Mitglied der GdP zu werden. BYC-News war am Abschlussabend des Mainzer Weinmarktes mit den beiden im Gespräch.
Nachfolger der Wachtruppe der alten Mainzer Republik
Aufgrund der Ähnlichkeit der Uniform erhielt die GdP im Jahr 1936 den Auftrag, die Altmainzer Stadtsoldaten zu stellen. Damit haben sie die Aufgabe der historischen Wachtruppe der alten Mainzer Republik, der ersten Republik auf deutschem Boden, übernommen.
Der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Jockel Fuchs, sorgte 1969 dafür, dass der Auftrag, mit urkundlicher Bestätigung auch für die darauffolgenden 111 Jahre bindend ist.
Edle Zecher schützen, unedle Zecher wegsperren
1936 waren die Aufgaben der Altmainzer Stadtsoldaten noch etwas umfangreicher. Zum Schutz der edlen Zecher mussten auch mal unedle Zecher aussortiert und in eine, damals noch übliche, Ausnüchterungszelle gesperrt werden. Heutzutage braucht man für viele ehemalige Aufgaben eine Ausbildung beziehungsweise eine gewerbliche Zulassung.
Ansprechpartner, Vermittler, Ordner
Insgesamt sind die, von weitem an der bunten Uniform erkennbaren, Altmainzer Stadtsoldaten Ansprechpartner für viele Alltagssituationen auf dem Weinmarkt. „Wo sind die Toiletten?“, „Gibt es einen Geldautomaten?“, „Darf ich ein Foto machen?“ sind wohl die am häufigsten gestellten Fragen. Aber auch als Vermittler zwischen Veranstalter und Standbetreibern sind die Uniformierten gern gesehen. Zudem übernehmen sie Ordnerfunktionen, wenn die Straßen auf dem Weinmarkt befahren werden müssen, wie beispielsweise bei der Oldtimer-Rallye. Dort achten sie darauf, dass keiner vor die Autos läuft. Nebenbei sorgen sie mit viel Frohsinn für gute Laune, wo auch immer sie auftauchen.
Kabumm, Ein- und Ausböllern hat inzwischen Tradition
Traditionell eröffnen und beschließen die Altmainzer Stadtsoldaten – und natürlich Stadtsoldatinnen – den Mainzer Weinmarkt mit dem sogenannten Ein- und Ausböllern. Auch ohne Quote sind ebenso viele Frauen wie Männer Mitglied der Altmainzer Stadtsoldaten.
Um die zum Teil historischen Waffen mit Schwarzpulver befüllen zu dürfen, benötigt man einen Schwarzpulverschein, den man nach einer entsprechenden Ausbildung und bestandener Prüfung erhält. Das Abfeuern der Kanonen darf hingegen jeder, unter Aufsicht und nach Unterweisung am Gerät. So kommt es, dass die amtierende Weinkönigin zur Eröffnung auch einen Schuss abgibt. Beim Ausböllern hingegen dürfen nur erfahrene Böllerschützen und Schützinnen ans Werk – zu groß die Gefahr, im Dunkeln die Waffen falsch zu bedienen.
Altmainzer Stadtsoldaten sind immer und überall gern gesehen
Neben dem Weinmarkt finden sich die Altmainzer Stadtsoldaten auch auf dem Weinfrühling, dem Brezelfest, dem Weinherbst und dem Johannisfest, wo sie unter anderem das beliebte Gautschen bewachen – die traditionelle Taufe, die Druckhandwerker und neuzeitlich auch alle Medienschaffenden nach bestandener Ausbildung erhalten.
Die Böller-Abteilung ist sogar über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und wird zu vielen Stadtfesten in der ganzen Republik eingeladen.