In dieser Serie kommt das andere Ende der Leine zu Wort: Der Don. Wir Hunde sind die Seelenpartner des Menschen. Wir stellen unsere Bedürfnisse hinten an und fühlen uns selbstlos in sie ein… An solchen Kitsch glauben manche, wenn es um das Verhältnis zwischen Zwei- und Vierbeiner geht. Dabei sind Hunde knallharte Materialisten.

Der Dicke liegt auf der Couch. Er ist krank. Gassigehen hat ihn fertig gemacht. Zudem beschäftigen ihn einige Sorgen. Ich komme zu ihm. Kuschele mich in seine Armbeuge. Mir geht es darum, ihm ein verlässlicher Partner zu sein, wenn es für ihn darauf ankommt.

Nein. Natürlich nicht. Es ist 15 Uhr und ich habe noch nichts gegessen. Ungemütlich zu werden, würde nichts bringen. Der Dicke ist der mit dem Dosenöffner. Also werde ich gemütlich, um zu kriegen, was ich will. Nämlich Essen.

Die Sorgen des Dicken sind nicht meine Sorgen. Essen kostet nichts. Mich nicht. Ich kriege es von dem Dicken umsonst. Oder vom Norbert. Oder von der Heike. Oder vom Schorsch. Zur Not gibt es Mülleimer. Auch kann man Ratten fangen.

Wenn ich krank bin, ziehe ich mich zurück. Die beste Medizin ist ohnehin ein gesunder 32-Stunden-Schlaf. Nichts wäre mir fremder, als dass sich jemand in mich hineinversetzen wollte. Wegbleiben soll er.

Hunde gehören nicht auf den Arm

Wir Hunde sind gut in Sachen PR. Zu unseren wichtigsten Techniken gehört, dass wir nicht reden, sondern schauen. Der „Hundeblick“ ist unsere TM. Und funktioniert noch besser als der Swoosh von Nike.

Die Menschen dürfen da gerne hinein interpretieren, was sie wollen. Wenn Sie zu ihrem Seelenheil jemanden in uns sehen müssen, der sie versteht – hachgott, dann sollen sie halt. Solange sie dabei das Füttern nicht vergessen, soll es uns recht sein.

Wobei es auch einen Punkt gibt, an dem das System aufhört, beiden Seiten gut zu tun: Wenn sich die Menschen zu sehr auf uns als ihre Seelenkrücke stützen. Ich finde es befremdlich, wenn ich welche treffe, die ihren Hund auf dem Arm mit sich rumtragen und ihn von der Welt besser abschirmen, als mancher Runningback den Football.

Dann funktioniert der Deal nicht mehr: Essen, Gassi und einen guten Schlafplatz – und im Gegenzug eine Projektionsfläche. Solange das stimmt, ist uns völlig egal, wenn jemand auf Facebook schwülstige Memes über Seelenverwandtschaft verfasst. Genau so wenig kümmert es uns, wie viele Ausrufezeichen er dafür verwendet – davon gibt es ja nun wirklich genug.

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don

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