In dieser Serie kommt das andere Ende der Leine zu Wort: der Don. Öde ist mein Alltag. Nur umgeben vom Dicken. Und ehrlich: Manchmal kann ich ihn nicht mehr sehen. Zum Glück tritt ab und an wer anderes in mein Leben. Und dieses mal ist es endlich jemand in meinem Alter.

Am Wochenende waren wir spazieren. Mit den Kindern. Acht und knapp vier Jahre alt. Das war ungewohnt, weil die Kleine die Leine geführt hat. Musste ich mich erst mal dran gewöhnen.

Es hätte alles super funktioniert. Wenn – Ihr könnt es Euch denken – der Dicke nicht ständig dazwischen gefunkt hätte: „Lass ihn ruhig ein wenig laufen!“ „Halt ihn an der Kreuzung kurz!“ oder „Er muss wissen, wer der Chef ist.“ Das bringt der tatsächlich anderen so bei. Als ob er jemals der Chef gewesen sei…

Die Liebe zur Kleinen ist an Silvester gewachsen. Während die Deppen draußen geschossen haben, hat sie sich zu mir unter den Tisch gehockt, statt Feuerwerk zu gucken. Geholfen hat das nicht – weil nichts hilft. Aber ich fand die Geste trotzdem toll.

Am Anfang stand Skepsis

Wir kennen uns jetzt die vollen sieben Jahre, seit dem ich beim Dicken bin. Ab und an gehen wir zu Besuch vorbei. Am Anfang sind wir uns mit ein wenig Skepsis begegnet. Als ich getrunken habe, fing sie an zu weinen. Wie sie später ihrem Vater erzählt hat, habe sie irritiert, dass ich das Wasser fresse.

Ich liebe Kinder. Aber wie jeder Hund muss ich auch wissen, dass sie zum Problem werden können. Manche zwicken dich, reißen dir an den Haaren oder machen Schlimmeres. Knurren darfst du da nicht. Geschweige denn beißen. Also machst du das, was ein schlauer Hund in Krisensituationen immer tut: Du gehst allem aus dem Weg.

Einmal hatte der Dicke einen seiner weniger dummen Momente. Auf einer Geburtstagsfeier haben ein Dreijähriger und ein Zehnjähriger mir nachgestellt. Ich war reichlich gestresst. Da meinte der Dicke zum Zehnjährigen, er solle aufpassen, dass mir der Dreijährige nicht wehtue – danach hatte ich vor beiden Ruhe.

Irgendwann gehen die Wege auseinander

Die Kleine und ich sind dann schnell zu einem Team zusammen gewachsen. Ich mochte, wie sie isst. Sie fand es lustig, dass ich mir ihre Krümel unterm Tisch gesichert habe. Und dann haben wir zusammen auf dem Boden gehockt und zugeschaut, wie die Erwachsenen spielen. Brettspiele. Ich versteh ja nichts davon.

Kinder und Hunde sind lange Zeit natürliche Verbündete. Wir haben ähnliche Stärken. Und ja: Die Schwächen sollte ich auch erwähnen, meint der Dicke. Spießer! Dann gehen unsere Wege irgendwann auseinander. Die Kleine sitzt jetzt mit am Tisch, während ich alleine den Spielern zuschaue.

Aber das ist auf vielen Ebenen ok. Zum einen liege ich gerne unter ihren Füßen. Es tut mir schon gut, dass sie in meiner Nähe ist. Und zum anderen kommt der Kleine mittlerweile in ein Alter, in dem er zusammen mit mir den Spielern zuschauen wird. Die Leine hat er am Samstag auch schon geführt. Wenn auch nur kurz.

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don

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