An dieser Stelle kommt das andere Ende der Leine zu Wort: der Don.
Ich besitze zwei Kleidungsstücke. Das eine ist mein Geschirr, über das andere rede ich nicht gerne. Der Dicke hat es mir bisher zweimal angezogen – danach hat er es aufgegeben. Seitdem bin ich die Ursache für den Klimawandel.
Ein halbes Jahr habe ich bei dem Dicken gelebt. Und so langsam hatte ich mich daran gewöhnt. Wer sich nicht daran stört, dass er ein egoistischer, unberechenbarer Ausgeflippter ist, kann sich an dem gefüllten Napf und der Vielzahl an gemütlichen Decken erfreuen.
Doch dann habe ich einen schweren Fehler gemacht. Ich stand mit dem Dicken neben einer Ampel. Es war kalt. Und ich habe angefangen zu zittern. Der Dicke schaute mich an und am folgenden Samstag kauften wir im Fressnapf einen Mantel – für mich.
Das Gespräch zwischen dem Dicken und der Verkäuferin lief gut. Die hatte viele Fragen: „Was Buntes? Etwas, das leuchtet? Bunt? Mit einem Schriftzug?“… Der Dicke hatte nur eine Antwort: „Schlicht! Schwarz!“
Der Dicke ist auf meiner Seite
Denn eigentlich ist der Dicke auf meiner Seite, wenn es um die Unsitte geht, Hunde in Klamotten zu stecken. Seine Devise lautet: Kein Chichi.
Zwei mal konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Am 1. Mai musste ich einen DGB-Sticker am Geschirr tragen. Das war ok. Zum einen hat sich Astrid gefreut. Vor allem aber hat sich der Leidecker geärgert. Und das war die Sache wert. Der nennt mich „Hängebauchpuma“, der Ar…gentinienfan.
Beim anderen mal war ich schon unleidlicher. Das Lieblingsteam des Dicken war in den Playoffs. Zu allem Überfluss nannten sie sich, weil sich ihr Quarterback verletzt hatte, selbst Underdogs. Sodass es dem Dicken gefiel, mich in ein Eagles-Shirt zu stecken. Dabei kenne ich diesen Darren Sproles nicht einmal.
Daran war so vieles falsch. Zum einen bin ich ein Alphatier und kein Underdog. Zum anderen kann ich keinen Sport ernst nehmen außer Jagd und vielleicht noch Ballholen. Vor allem aber: Ich möchte keine Kleidung tragen.
Ich lernte Beten
Da ist der Dicke auf meiner Seite. Grundsätzlich. Außer als es kalt wurde und mir den Mantel kaufte. Zweimal hat er versucht, ihn mir anzuziehen. Beim ersten mal war Tilo dabei. Und sein Grinsen war so schäbig, wie ich mich fühlte. Ich bin die Treppe runtergegangen wie auf dem Weg zu meiner Hinrichtung. Als es der Dicke ein zweites mal versuchte, mir das Ding überzustreifen, war meine Kralle erfolgreich in seinem Gesicht.
Letztlich hatte der Dicke ein Einsehen und wir haben einen Kompromiss abgeschlossen: Ich muss das Ding nur noch anziehen, wenn die Temperaturen tagsüber unter Null Grad rutschen. Als der Deal eingetütet war, begann ich mit etwas, dass die Menschen Beten nennen.
Ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt. Aber er ist auf meiner Seite. Seitdem ist in der Stadt das Thermometer nicht mehr dauerhaft unter Null Grad gerutscht und der Dicke erspart mir den Mantel. Er wiederum meint, das müsse nicht Gott sein, der die Temperaturen hoch hält, sondern könne auch der Klimawandel sein. Mir ist es letztlich egal, wer da in meinem Team spielt.