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Hier kommt das andere Ende der Leine zu Wort: der Don. In letzter Zeit hat das Gassigehen gelitten. Das Wetter ist schuld. Und ein Stück weit – nein, nicht der Dicke – sondern ich. Dabei habe ich sogar eines meiner eigenen Tabus gebrochen.


Heute morgen hatte ich Bock. Ich weiß auch nicht warum. War halt so. Es war kalt und dunkel. Der Dicke wollte schon mehrfach Richtung Körbchen umschwenken, ließ sich aber von mir überzeugen, weiter zum Rhein zu laufen. Bis wir da waren. Ich konnte sogar noch mit einigen anderen Hunden spielen, bevor wir schließlich heim sind.

Zwei Stunden waren wir unterwegs. Noch vor zehn Uhr. Am Dicken liegt‘s nicht. Der meint, was zu tun ist, könne genau so gut abends erledigt werden. Ob er jetzt die xte DVD auflege oder Papierkram abarbeite, sei ihm eigentlich egal. Gassi spendiert er momentan reichlich.

Nur: Ich will gar nicht mehr so unbedingt. Also nicht immer. Oder immer öfters nicht. Vor allem morgens ist es mir eigentlich zu kalt. Oder zu nass. Manchmal kommt sogar beides zusammen. Dann laufen wir bis zur nächsten Wiese, ich erledige das Nötigste und danach kehren wir sofort zurück.

Garten zur Toilette umfunktioniert

So war es zumindest, bis das mit dem Schneeregen angefangen hat. Den fand ich so blöd, dass ich mit einem Tabu gebrochen habe. Ich habe eine Zeit meines Lebens in einem engen Käfig verbracht, den ich nicht mal zum Kacken verlassen durfte. Da habe ich mir angewöhnt, den eigenen Lebensraum sauber zu halten. Das ging sogar so weit, dass ich mich mit dem Bobbes an das Gitter gestellt habe, damit der Kot aus dem Käfig raus gefallen ist.

In der Zeit habe ich mir angewöhnt, mein Geschäft nicht im eigenen Garten zu lassen. Bis zum benachbarten Park laufen wir mindestens. Sogar an Silvester. Nur dieser Schneeregen. Da wollte ich so gar nicht mehr und habe den Garten zur Toilette gemacht. Desto schneller waren wir zuhause.

Morgens um halb Acht ist das dem Dicken auch durchaus recht. Er redet was von früher zum Schreibtisch zu kommen. Aber das wäre mir neu, dass der in dem Raum steht, den ich nur ungern betrete, weil mir da auch die Dusche droht.

Der Dicke würde gerne länger

Nachmittags ist es dem Dicken gar nicht mehr so recht, wenn wir früher heimgehen. Corona und das Fernsehprogramm seien so schlimm, dass er lieber länger spazieren wolle, um dann abends länger am Schreibtisch zu sitzen. Doch selbst wenn das Wetter besser ist, mag ich nicht mehr so lange gehen wie früher. Also zwei Stunden sind schon ok. Aber was drüber hinausgeht, dauert mir zu lange. Mittlerweile.

Früher war das anders. Ich bin ein Terrier und eigentlich konnte mir kein Spaziergang zu lang sein. Nach drei Stunden Feld bin ich nur missmutig ins Auto gestiegen. An Ostern war der Dicke mal mit Torsten und mir sechseinhalb Stunden unterwegs. Da wollte ich dann doch irgendwann nach Hause und hatte am nächsten Morgen Muskelkater. Aber alles was drunter war, war damals cool.

Hoffen auf den Sommer

Im Sommer ist es besser. Da nimmt der Dicke ein Buch mit und wir machen öfters mal ein Päuschen. Auf einer Bank zum Beispiel. Mit Gras drunter für mich. Wobei sie auf unserem Lieblingsfeld jetzt die Rückenlehnen von den Bänken demontiert haben. Corona-Prävention. Meine Frage, wer denn da wen anstecken solle, wenn wir da hocken würden, konnte der Dicke mir nicht beantworten.

In anderen Ländern habe man gar nicht mehr vor die Tür gedurft, meint der Dicke. Ohne Hund. Deswegen hätten sich die Nachbarn so manchen Terrier, Pudel oder Gott bewahre Dackel ausgeliehen, um wenigstens einmal am Tag das Haus verlassen zu können. Ich hoffe, dass das hier nicht passiert. So viel Gassi mag ich gar nicht mehr gehen.

PS.: Für Euch Jüngere: DVD waren auf CD-Rohlinge gespeichertes Netflix. CD-Rohlinge waren ein Datenträger. Und Netflix… – … ach was, googelt selber!

Weitere Folgen der Serie finden sich hier.

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don