An dieser Stelle kommt das andere Ende der Leine zu Wort: der Don. Neuerdings darf ich öfters ohne Leine laufen. Doch das kann auch schief gehen. Zumal auf den Dicken im Streitfall kein Verlass ist.


Eigentlich ist der Dicke ein Depp. Niemand weiß das so gut wie ich. Folglich dürfte ich auch nichts auf ein Lob von ihm geben. Doch ich kann da schlecht aus meiner Haut: Ein „Gut gemacht, Digga“ bedeutet mir was. Selbst wenn es vom Dicken kommt.

In letzter Zeit höre ich es öfters. Denn ich bleibe jetzt an Straßen stehen und warte auf den Dicken, um dann zusammen mit ihm rüber zu gehen. Zudem komme ich zurück, wenn andere Tiere im Spiel sind.

Zu Hunden darf ich. Wenn der Dicke glaubt, dass es gut geht. Allerdings irrt er sich auch oft. So wie neulich. Ich durfte vorlaufen zu einem Schäferhund und der hat mich gebissen, der Sack.

Bereit als Flügelmann

Ich bin zurück zum Dicken. Alarm schlagend – wohl gemerkt. Nicht heulend, wie der Dicke es fälschlicherweise in die Welt setzt. Dann habe ich mich hinter seine Beine gestellt, um mich für den Gegenangriff zu wappnen. Natürlich hätte ich den gefährlichsten Part übernommen: den des Flügelmanns.

Doch der Dicke wollte sich nicht prügeln. Es sei kein ernsthafter Biss und ich solle mich halt zurückziehen, wenn ich merke, dass ein anderer Hund auf Angriff schaltet. So herzlos war sonst nur Darth Vader. Wobei der Dicke wohl eher unter Al Bundy fällt.

A propos Schuhe. Der Dicke passt wieder in seine hinein. Das war eine gute Woche lang anders. Gicht nennt er das, wenn er beim Anziehen der Schuhe aufschreit. Mich irritiert das. Ich bin mir dann nie ganz sicher, ob nicht doch ich was angestellt habe.

Außerdem geben wir ein trauriges Bild ab, wenn der Dicke humpelt. Allein für den Weg rund um das Busdepot haben wir neulich 40 Minuten gebraucht. Ohne den Dicken hätte ich das in sieben Minuten geschafft – mit Schnüffelpausen.

Wechselhaftes Gassiglück

So ist denn mein Gassiglück derzeit etwas wechselhaft. Mal sind die Spaziergänge besser, um nicht zu sagen richtig gut. Dann fallen sie dem Regen oder der Gicht zum Opfer. Zumal sich jetzt am Horizont wieder für mich Übles anbahnt: Die Brutsaison hat begonnen.

Das bedeutet: Die Wildtiere bekommen derzeit ihren Nachwuchs. Dann brauchen sie besonderen Schutz. Das sagt zumindest der Dicke. Es sei unfair, ihnen dann nachzustellen. Eine gute Gelegenheit würde ich sagen. Aber auf mich hört er ja nicht.

Wobei ich mir das hab erklären lassen: So wie ich abends gerne nach Hause komme und mich in meine Schmusedecke kuschele, so wollen die Mütter mit ihren Kindern auch ihre Ruhe haben. Zudem gebe es keinen Dicken, keinen Schorsch, Norbert oder Sylvio, die ihnen Essen hinstellen. Sie müssen es selbst besorgen. Trotz Mutterschaft. Mich würde das stressen.

Normal erreicht mich nicht, was der Dicke sagt. Aber da hat er mich bewegt. Ok. Schon zum zweiten mal in diesem Text. Deswegen höre ich an der Stelle besser auf. Zumal ich wahrscheinlich eh wieder häufiger an die Leine muss.

Der Dicke und ich, ich im Vordergrund. Selfie: Der Don

An dieser Stelle findet Ihr weitere Texte der Reihe.