Während die Corona-Pandemie ganz Deutschland und die Welt veränderte, hat sich auch die Arbeit im Kreis Groß-Gerau verändert und zum Großteil auf die Bekämpfung der Pandemie ausgerichtet. Einige der Maßnahmen wurden von manchen als zu voreilig angesehen. BYC-News sprach mit Thomas Will, dem Landrat des Kreises Groß-Gerau darüber.


Gesundheitsamt wurde vom Reserverad zum Abtriebsrad

„Schwerpunkte der Arbeit im Kreis Groß-Gerau war zum Großteil für mich immer die Bildungspolitik und der Ausbau von Schulen. Dann kam vor mittlerweile 20 Monaten von heute auf morgen das Thema Corona. Der Gesundheitsschutz spielt in der Kommunalpolitik eigentlich nicht die größte Rolle. Die Gesundheitsämter werden in der Regel wahrgenommen bei Schuleingangsuntersuchungen oder wenn die Veterinärämter draußen sind, wenn es Probleme in der Gastronomie oder der Lebensmittelverarbeitung gibt. Aber eigentlich führten Gesundheitsämter immer so eine Art Schattendasein. Die Leiterin des Gesundheitsamtes hat es aber nun auf den Punkt gebracht, als sie sagte, das Gesundheitsamt sei in der Pandemie vom Reserverad zum Antriebsrad geworden“, erklärt Thomas Will.

Am Anfang sei Corona noch weit weg und keiner habe es so richtig ernst genommen, bis es immer näher gekommen sei. Das sei auch Thomas Will so gegangen. Dann sei über Nacht die Vorgabe vom Land Hessen gekommen, dass ab montags alle Schulen geschlossen werden. „Also haben wir versucht, das alles übers Wochenende zu organisieren und den Krisenstab aktiviert. Seitdem arbeitet der Krisenstab permanent. Und ich finde wir haben die Corona-Krise im Rahmen unserer Möglichkeiten als Landkreis ziemlich gut gemeistert. Das habe ich auch von den Bürgern und anderen Landkreisen immer wieder gesagt bekommen“, sagt er.

„Wir wollten mit den Maßnahmen vor der Lage sein“

„Wir haben uns bemüht mit unseren Maßnahmen immer vor der Lage zu sein. ‚Vor der Lage‘ ist ein Begriff unseres Kreisbrandinspektors, der im Bereich Krisenintervention die meiste Erfahrung und das meiste Fachwissen hat. Er hat immer gesagt, dass wir mit allem was wir tun versuchen müssen, vor der Lage zu sein und nicht hinterher zu laufen. Wir haben also immer versucht präventiv zu arbeiten um nicht überholt zu werden“, erklärt der Landrat.

Als das Thema Testungen aufgekommen sei, habe man die Drive-In-Teststation quasi über Nacht ins Leben gerufen. „Darüber kamen wir europaweit, fast sogar weltweit in die Schlagzeilen. Ich habe dann sehr schnell gesagt, dass wir auch schauen müssen, was die anderen Landkreise machen. Viele werden sich da an den Weg von Tübingen erinnern, den wir auch in unserem Landkreis Kreis ansatzweise übernommen haben. Wir haben also möglichst schnell da wieder geöffnet, wo es möglich war“

Ebenso habe man das Thema Impfen natürlich sehr ernst genommen. Binnen weniger Tage sei man in der Lage gewesen, mit dem Impfzentrum im Kreis Groß-Gerau an den Start zu gehen. Will erklärt: „Das war mir wichtig, denn es wäre nichts schlimmer gewesen als wenn der Impfstoff da gewesen wäre aber das Impfzentrum nicht gelaufen wäre“

Als man dann zum Ende des vergangenen Jahres gemerkt habe, dass noch eine weitere Anlaufstelle für Testungen benötigt werde, habe man binnen weniger Wochen das All-In-One ins Leben gerufen, das auch heute noch aktiv sei.

Rund 400 bis 500 Impfungen pro Wochenende

Thomas Will habe auch immer davor gewarnt, die Impfzentren so früh wieder zu schließen: „Ich wusste, dass uns das einholen wird. Da die Zentren aber trotzdem geschlossen wurden, haben wir dann im Kreis mit mobilen Impfteams weiter gemacht.“ Zur Zeit werden im Kreis 400 bis 500 Menschen an einem Wochenende geimpft.

„Auch wenn ich an die Lolli-Tests denke als man überlegte, die Kindergärten wieder zu öffnen. Da hatte ich direkt gesagt, dass es Blödsinn ist, die Kinder zwei Mal testen zu lassen, also einmal mit einem schnelltest und einmal mit einem PCR-Test. Deshalb haben wir flächendeckend im Kreis Groß-Gerau die Lolli-Tests eingeführt, sodass jede Kommune nun frei darüber entscheiden kann“

Wir haben Maßstäbe gesetzt

„Es geht mir überhaupt nicht darum, immer recht zu haben. Aber es geht darum, Politik auch etwas vorausschauend zu machen und die Menschen dabei abzuholen und mitzunehmen. Das war immer unser Ansatz im Landkreis. Und deshalb waren wir in der Pandemie mit Sicherheit ein Landkreis gewesen, der Maßstäbe gesetzt hat. Und bei den Rahmenbedingungen die uns gesetzt wurden, haben wir das denke ich schon sehr gut gemacht.“

BYC-News sprach mit Thomas Will auch darüber, was ihn zur Politik brachte. Thomas Will: Landratskandidat für den Kreis Groß-Gerau