Faszination Auenlandschaft: Teilnehmer einer Veranstaltung, die in gemeinsamer Organisation vom Kreis Groß-Gerau und dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald durchgeführt wurde, genossen eine informative, etwa zweistündige Führung im größten Naturschutzgebiet Hessens, der Kühkopf-Knoblochsaue. Die Gruppe, bestehend aus zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wurde von Christian Kehrenberg geleitet, einem Umweltpädagogen bei Hessen Forst und tätig am Umweltbildungszentrum (UBZ) Schatzinsel Kühkopf.
Die Tour begann und endete im UBZ, wo Christian Kehrenberg zunächst einige historische Daten vermittelte, die die Entstehung der Altrheinschleife und des Kühkopfs vor etwa 200 Jahren sowie die Entwicklung des Gebiets bis zum heutigen Tag erklärten. Obwohl das Gebiet bereits seit 1952 ein Naturschutzgebiet war, wurde dort noch Jahrzehnte lang intensiv Landwirtschaft betrieben. Heutzutage wird das Land nur noch extensiv für Wiesen genutzt, und die Holznutzung wurde eingestellt, sodass der Wald sich selbst überlassen wird.
Ahorn, Esche, Eiche und Ulme
Während des Rundgangs erläuterte Christian Kehrenberg die Unterschiede zwischen Weichholzaue, in der Baumarten wie Weiden und Pappeln wachsen, die gut mit langanhaltendem Wasserstand zurechtkommen und schnell wachsen, und Hartholzaue, in der Bäume langsamer wachsen, älter werden, aber Hochwasser weniger gut vertragen, wie beispielsweise Ahorn, Esche, Eiche und Ulme. Die Natur auf dem Kühkopf ist geprägt von wiederkehrenden Hochwassern; in der Auenlandschaft können Wasserpegelschwankungen von bis zu acht Metern im Laufe eines Jahres auftreten, wie der Vertreter von Hessen Forst den interessierten Teilnehmenden aufzeigte, die unterwegs zahlreiche Fragen stellten.
Die Gespräche behandelten unter anderem Verhaltensregeln und Besucherlenkung im Naturschutzgebiet, das an manchen Tagen bis zu 10.000 Menschen anzieht, Hochwasserschutz und Artenschutz. Ebenso diskutierte man die immer häufiger auftretenden Themen wie fehlende Niederschläge, Hitzestress und die Auswirkungen des veränderten Klimas auf die Pflanzen- und Tierwelt. Geschwächte Bäume aufgrund von Krankheiten und Insektenbefall nehmen zu, was zu einem Mangel an Baumarten führt, die diese Bedingungen vertragen. Als Beispiel für eine Pflanze, die besonders gut an die Wechsel zwischen Hoch- und extrem niedrigen Wasserständen angepasst ist, nannte Christian Kehrenberg den Zwergschlammling. Als Beispiel dafür, wie die wärmeren klimatischen Bedingungen auch neue Möglichkeiten bieten, zeigte er Walnussbäumchen, die sich im Wald selbst regenerieren. Der Referent betonte, dass der Wald ein dynamischer Lebensraum ist.
Da auf dem Kühkopf immer wieder Neues und Spannendes zu entdecken ist, ist geplant, das gemeinsame Tour-Angebot von Geo-Naturpark und Kreis auch in Zukunft mindestens einmal im Jahr fortzusetzen.