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Am 19. Dezember 2021 steht die Bürgermeister-Stichwahl in der Stadt Ginsheim-Gustavsburg an. Für die SPD GiGu kandidiert Thorsten Siehr. BYC-News sprach mit ihm über seine Kandidatur und darüber, was ihm wichtig ist.


Er lebt schon immer in Ginsheim-Gustavsburg

Thorsten Siehr ist im Jahr 1975 in Mainz geboren und lebt seither in Ginsheim-Gustavsburg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 14 und 17 Jahren. Der Neuzuwachs in der Familie ist die Hündin Lola.

„Nach dem Abitur, das ich in Mainz absolvierte, habe ich Bauingenieurwesen an der Hochschule Rhein-Main, die damals noch Fachhochschule Wiesbaden hieß, studiert. Anschließend habe ich einige Zeit in einem Ingenieurbüro in Mainz gearbeitet.“, berichtet Siehr.

Anschließend wechselte er zur Bauaufsicht im Main-Taunus-Kreis, wo er hauptsächlich für die Baugenehmigungen verantwortlich war. Im weiteren Verlauf übernahm er dort die Aufgabe der Sonderbaukontrolle, die ihn schließlich zum Amt für Bau und Immobilien in Frankfurt brachte, wo er nun seit fünf Jahren arbeitet.

Schon früh war er politisch interessiert

Im Jahr 1998 trat er der SPD bei, sei jedoch schon vorher politisch interessiert gewesen, erklärte er: „Meine ersten politischen Erinnerungen beginnen bei einer familiären Fernseh-Runde anlässlich des Misstrauens-Votums gegen Helmut Schmidt. Das sind so die ersten politischen Momente, die mir im Kopf geblieben sind. Grund für den Eintritt in die SPD war dann für mich hauptsächlich die Entwicklungspolitik.“, so Siehr.

Ginsheim-Gustavsburg hatte früher zusammen mit Bouguenais, der französischen Partnerstadt in Frankreich, eine Entwicklungspartnerschaft mit Ballou, einer Landgemeinde im Senegal. Das war ein Modell von Frankreich, Entwicklungshilfe zu organisieren. 1998 wurde dann Heidemarie Wieczorek-Zeul Entwicklungsministerin unter Gerhard Schröder. Ihren Ansatz von Entwicklungspolitik fand er sehr spannend und das hat ihn letztlich in die Politik gebracht. Im SPD-Ortsverein war er zunächst Jugendbetreuer, hat dann die Pressearbeit übernommen und wurde später Vorsitzender des Ortsvereins.

„In den sieben Jahren als Vorsitzender fiel auch die Zusammenlegung der beiden Ortsvereine Ginsheim und Gustavsburg, sodass ich dann der erste Vorsitzende des gemeinsamen Ortsvereins Ginsheim-Gustavsburg war“, berichtet Siehr. „Damals wurde ich dann auch in die Gemeindevertretung gewählt. Der gehöre ich nun schon in der dritten Wahlperiode an.“

„Wer soll es denn sonst machen, wenn nicht du?“

Bereits im Jahr 2015 hatte Thorsten Siehr für die SPD als Bürgermeister der Stadt Ginsheim-Gustavsburg kandidiert. Damals verlor er gegen Thies Puttnins-von Trotha. „Die Themen sind heute andere als im Jahr 2015 aber ich finde die Aufgabe immer noch eine spannende Herausforderung“, sagt Siehr.

Die Entscheidung, erneut zu kandidieren, habe er erst spät getroffen. „Die Stimmen innerhalb und außerhalb des Ortsvereins wurden dann aber immer lauter die mich zu einer erneuten Kandidatur ermutigten. Man denkt da selbstverständlich zwei Mal drüber nach, wenn man einmal knapp unterlegen ist. Meine Tochter sagte dann irgendwann zu mir: ‚Wer soll es denn sonst machen, wenn nicht du‘ und hat mich in meiner Entscheidung noch einmal anzutreten bestärkt.“

Durch die vielen Jahre Kommunalpolitik habe er schon einen guten Einblick in die Arbeit eines Bürgermeisters. Zudem sei man als Kommunalpolitiker immer auch mit der Stadtverwaltung in Kontakt. „Ich glaube es ist wichtig, dass man da vielfältige Einblicke und Erfahrungen hat, so wie ich“, sagt Siehr. Zudem ist er als Ingenieur schon lange Jahre in Bauverwaltungen tätig, sodass er „auch die Verwaltungsverfahren sehr gut kennt“.


„Ich sehe das Altrheinufer in Ginsheim künftig als Naherholungsgebiet“

Thorsten Siehr legt bei all den Themen, die in der Stadt anstehen, einen besonderen Wert auf das Altrheinufer. Dieses ist seit dem vergangenen Jahr an Wochenenden mit Schranken für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. Ziel der Sperrung war und ist es, die allgemeine Situation am Altrheinufer zu verbessern, den viele lediglich als kostenfreien Parkplatz nutzten. „Dafür ist das Altrheinufer, in dem so viel Potential steckt, einfach zu schade,“ bekräftigt Siehr. Diese Sperrung war zunächst der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich alle Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung verständigen konnten.

„Mir ist es wichtig, dass es am Altrheinufer nun auch weiter geht und es nicht einfach so bleibt wie es ist mit dieser Schrankenlösung. Ich halte den Schritt, den Parkplatz zu sperren, immer noch für richtig, aber jetzt muss es weiter gehen. Weitere Maßnahmen müssen folgen, damit der Bereich attraktiver wird. Das ist angesichts klammer Kassen nicht ganz einfach. Aber ich bin zuversichtlich, dass man mit Unterstützung der Regionalpark GmbH hier einiges bewegen kann. In den letzten Jahren habe ich bereits in der Altrheinufer AG mitgewirkt und da auch einiges vorangebracht, unter anderem auch die aktuelle Sperrung an den Wochenenden.“

Höhere Verkehrssicherheit durch bessere Konzepte

Siehr wünscht sich das Altrheinufer als Naherholungsfläche, die man gerne besucht. Auch kulturelle Veranstaltungen, wie beispielsweise Konzerte, am Altrheinufer seien ein gesetztes Ziel. Die Reihe „Klassik am Anker“ des Posaunenchores sei da ein gelungenes Beispiel. Dabei sei es wichtig, dass nicht permanent Autos dort entlangfahren und die Atmosphäre stören und auch die Verkehrssicherheit beeinträchtigen.

Zudem wolle er auch die Bereiche für Fußgänger und Radfahrer im Bereich des Altrheinufers klarer voneinander trennen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Hier käme es immer wieder zu Konflikten, die sich durch ein durchdachtes Verkehrskonzept vermeiden ließen. Das sei machbar, allerdings brauche es dafür einen vernünftigen Plan, bei dem auch die Anwohner und Nutzer mit einbezogen werden sollen.

Bestehende Verkehrsprobleme in Gustavsburg müssen in den Fokus

In den vergangenen Jahren kam das Thema zur Sperrung der Bahnunterführung für Fahrzeuge mit einem Gewicht über 7,5 Tonnen immer wieder auf. Auch jetzt, wo die Unterführung eröffnet und für die schweren LKWs freigegeben ist, wird immer noch darüber diskutiert. Im Stadtteil Gustavsburg sieht Siehr die bestehenden Verkehrsprobleme besonders im Vordergrund. Durch die hohe Frequenz auf der Darmstädter Landstraße sei der Stadtteil stark belastet. Hier würden viele Fahrzeuge, insbesondere Lastkraftwagen entlangfahren, die diese eigentlich gar nicht nutzen müssten.

Sperrung der Bahnunterführung

„Hinzu kommt natürlich das Thema der Unterführung. Ich stehe nach wie vor dazu, dass die für Fahrzeuge mit über 7,5 Tonnen gesperrt werden muss. Das war schon von Beginn an so vorgesehen. Ich verstehe es deshalb nicht, warum man sich da aktuell so schwertut. Da will ich mich ganz intensiv für stark machen, dass das möglichst schnell umgesetzt wird. Außer der Bus und die Einsatzkräfte der Feuerwehr müssen da einfach keine 7,5 Tonner durch. Das gleiche gilt eigentlich auch für die Darmstädter Landstraße“, so Siehr.

Thorsten Siehr erklärt, dass er sich auch über die Erklärung des aktuellen Bürgermeisters zur Sperrung der Unterführung wundere. „Natürlich muss eine solche Verfügung auch immer begründet sein. Aber die Gründe sind ja ganz klar da. Der enge Kurvenradius, die Lärmproblematik, das war alles von Anfang an bekannt. Jetzt nochmal ein Lärmgutachten abzuwarten, das kann ich nicht nachvollziehen. Der Bürgermeister ist zur Sperrung befugt und dann sollte man es im Sinne der Bürger auch unbedingt tun.“

Angebot statt Zwang beim Mobilitätswandel

Thorsten Siehr erklärt: „Ich stehe natürlich dafür, dass wir den Mobilitätswandel in der Stadt Ginsheim-Gustavsburg weiter voranbringen. Lärmschutz und Lärmreduzierung wird nur dann möglich, wenn sich auch die Mobilität verändert. Ich halte da aber nicht viel von Zwang. Meine Idee ist das gute Vorbild und das Angebot, wie beispielsweise das MeinRad und das Car Sharing. Es waren SPD und Grüne, die das Fahrradverleihsystem in der vergangenen Wahlperiode gegen anfängliche Skepsis und Widerstände vorangebracht haben. Wir müssen die Stadt auch für Radfahrer noch attraktiver und sicherer machen. Natürlich ist auch die direkte Busverbindung von Ginsheim nach Gustavsburg ohne Umweg über Bischofsheim ein Thema, dass ich zeitnah angehen will.“


Mehr Sicherheit im Burgpark in Gustavsburg

In der Vergangenheit kam auch immer wieder das Thema auf, dass Bürger sich besonders abends und nachts im Burgpark in Gustavsburg unwohl und unsicher fühlen. Hier wird unter anderem das Müllproblem, und das fehlende Gefühl von Sicherheit bemängelt. Thorsten Siehr könne dies nachvollziehen: „Das fängt natürlich schon bei einem Abendspaziergang und gefühlter Sicherheit in Form von ausreichender Beleuchtung an. Ich finde auch, dass es keine gute Lösung ist die Beleuchtung auf den Wegen, vor allem auf dem Verbindungsweg zwischen Schwedenschanze und Sportplatz so früh auszuschalten. Die sollte man länger aufrechterhalten oder hier einmal einen Versuch mit ‚intelligenter Beleuchtung‘ starten, die sich bei Bedarf und Nutzung der Wege ein- und wieder ausschaltet.“

Stadtpolizei wieder voll besetzen

Zudem wünscht er sich im Bereich der Stadtpolizei eine Verbesserung. „Was die Sicherheit angeht, sind wir natürlich bei der Stadtpolizei und deren Besetzung. Die Stadtpolizei fährt aktuell einen sehr dünnen Personalschlüssel. Da ist es mir wichtig, dass wieder alle Stellen voll besetzt sind und wir mit dem ‚Schutzmann vor Ort‘ eine weitere Verbesserung erreichen.“

„Der Bauhof tut was er kann“

Die Sauberkeit im Burgpark wird von den Bürgerinnen und Bürgern oft kritisch gesehen. Hier tue der Bauhof was er könne im Rahmen dessen, was er auch bezahlt bekomme. „Da sind wir dann schnell bei den finanziellen Möglichkeiten. Bestimmt kann man die Pflegegänge weiter optimieren. Der neue Chef des Bauhofs hat sich da bereits auf einen guten Weg gemacht und hat sicher weitere Ideen, die man gemeinsam umsetzen kann“, zeigt sich Siehr offen.

Drogenproblematik im Burgpark

Immer häufiger hört man davon, dass die Drogenproblematik im Burgpark zunimmt. BYC-News wollte daher wissen, wie der Bürgermeisterkandidat das einschätzt. „Wir haben das Problem, dass sich Brennpunkte im Ballungsraum verschieben und entsprechende Folgen mit sich bringen. Da sehe ich die Landespolizei in der Pflicht, präventiv entgegenzuwirken und auf sich verändernde Brennpunkte zu reagieren. Dem Bericht zur Kriminalitätsstatistik nach, erfolgt dies auch wirksam. Das ist nicht vorrangige Aufgabe der Stadtpolizei. Allerdings kann man als Stadt dem Problem präventiv in der Jugendarbeit sicher noch mehr entgegenwirken.“


Sport- und Kulturhalle: „Wir müssen da dran bleiben“

Bei der Sport- und Kulturhalle sei man auch durch das Zutun der SPD auf einem guten Weg. Die Bagger seien aber noch nicht da, also müsse man sich weiterhin für das Projekt stark machen. „Es wird sicherlich nochmal spannend, wenn die ersten Ergebnisse der Ausschreibungen vorliegen. Dann erfahren wir auch in welchen preislichen Regionen wir angesichts der rasant steigenden Baupreise da liegen. Es sind aber mit dem alten Bürgerhausgrundstück rund 40 Prozent der kalkulierten Kosten abgedeckt und damit auch eine solide Finanzierung vorhanden“, so der Bürgermeister-Kandidat.

Nachdem der Haushalt nun beschlossen wurde, heiße es nun ‚dranbleiben‘, denn die Sport- und Kulturhalle sei sehr wichtig für die Vereine. Und genau hier kritisiert Siehr auch die Arbeit von Thies Puttnins-von Trotha, dem aktuellen Bürgermeister.

„Den Vereinen vor den Kopf gestoßen“

„Dass ich die Arbeit des aktuellen Bürgermeisters etwas kritisch betrachte, dürfte klar sein. Gerade auch mit Blick auf die Sport- und Kulturhalle. Wenn ich überlege, wie lange der Weg war. Wir hatten 2014 eigentlich eine fertige und mit den Vereinen abgestimmte Planung. Damals noch für den Fritz-Bauer-Platz. Da hat es sicher noch Probleme gegeben, das möchte ich gar nicht abstreiten. Aber dass man dann auf dem weiteren Weg die Vereine nicht mehr mit eingebunden hat und ihnen dann mit der vorgelegten Planungsvariante so vor den Kopf gestoßen hat, das kann ich nicht nachvollziehen. Diese Variante hätte den Vereinen in keiner Weise geholfen. Es war daher richtig, die weitere Konzeption im Ausschuss Bürgerzentrum möglichst transparent und in großem Konsens anzugehen. Das ist mein Versprechen, da muss eine andere Kommunikation her, die die Beteiligten frühzeitig einbindet und wo nötig Kompromisse findet.“

Ausreichend Wohnraum und gesellschaftliches Leben

Er erklärt, was für ihn außerdem noch wichtig ist: „Ganz klar ist, dass wir mit dem Pfund unserer Wohnungsbaugesellschaften vor Ort wuchern müssen, um weiter für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, und zwar so, dass er möglichst bedarfsgerecht ist und man auch im Alter lange selbstbestimmt darin leben kann. Ich setze mich für einen Seniorentreff auch im Stadtteil Gustavsburg ein. Wenn Familien hierherkommen, haben die Kinder natürlich auch einen Betreuungsanspruch. Es muss also auch bei den Kindergärten weiter viel getan werden, damit gute Bedingungen für die Kinder und Betreuer herrschen. Es sind aktuell nicht ausreichend Plätze vorhanden und da müssen wir schnell handeln.

Nach Corona muss alles dafür getan werden, dass unser gesellschaftliches Miteinander, dass unsere Stadt ausmacht, wieder vorangebracht wird. Da sehe ich etwas mit Sorge auf das aktuelle Thema der ‚Nutzungsgebühren für Räume‘ für die Vereine. Ich hoffe, dass wir das in konstruktiven Gesprächen in die richtige Richtung bringen können. Denn was hilft es, wenn wir die Vereinsförderung einerseits verbessert haben und auf der anderen Seite den Vereinen über Nutzungsgebühren dieses Geld wieder aus der Tasche nehmen. Ich weiß aber, dass die Vereine da auch gesprächsbereit sind.

Das alles und noch mehr ist ein Strauß an Aufgaben, die es anzugehen gilt. Ich lebe und brenne für Ginsheim-Gustavsburg. Und nur was man mit dem Herzen macht, macht man auch gut. Ich glaube sagen zu dürfen, dass das bei mir der Fall ist.“