Deutschland ist eigentlich nicht für ein halsbrecherisches Entwicklungstempo bekannt. Das gilt auch beim Thema Kryptowährungen. Während es in den USA mehr als 30.000 Bitcoin-Geldautomaten gibt, sind es hierzulande gerade einmal 120. Und wer in einem Geschäft mit Krypto bezahlen will, kann lange suchen. Bis vor kurzem interessierte sich außer ein paar Nerds und Tech-Junkies kaum jemand für die neue Form des Geldes.

Aber jetzt setzt offenbar ein Umdenken ein. Denn die Anzahl der Krypto-Besitzer in Deutschland stieg zuletzt rasant an. Daten des Krypto-Dienstleisters triple A zufolge besaßen 4,9 Millionen Deutsche im Jahr 2022 mindestens eine Kryptowährung. Das sind 5,8 % der Bevölkerung – und mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Schaffen es Kryptos nun endlich in den deutschen Mainstream?

Wer sind die deutschen Krypto-Besitzer?

Der typische deutsche Krypto-Besitzer ist gebildet, jung und verdient überdurchschnittlich gut. Das zeigen aktuelle Umfragen. Rund 70 % von ihnen sind zwischen 25 und 44 Jahren alt. Aber auch ältere Menschen interessieren sich für Kryptowährungen. Rund 6 % der Krypto-Besitzer sind über 55. Mehr als 60 % haben das Abitur oder einen Hochschulabschluss gemacht.

Während nur 4 % aller Deutschen mit einem Jahreseinkommen unter 20.000 Euro Kryptowährungen besitzen, sind es in der Einkommensgruppe zwischen 60.000 und 99.999 Euro schon 15 %. Und in der Einkommensgruppe ab 300.000 Euro besitzen sogar 67 % aller Menschen Kryptowerte. Für viele von ihnen sind Kryptowährungen vor allem ein Anlageobjekt. Aber auch die Verwendung von Kryptos als Zahlungsmittel schreitet voran.

Krypto als Investition

Lange Zeit hatten Investitionen in Kryptowährungen einen schlechten Ruf. Das lag daran, dass es viele unseriöse Angebote gab. Und auch bei seriösen Trading-Plattformen blieben Kryptogeschäfte riskant. Doch mittlerweile bieten auch bodenständige deutsche Banken Kryptodienstleistungen an. Und werten damit das Image des Blockchain-Gelds auf. Sowohl die Volksbanken als auch die Sparkassen gingen 2022 mit Pilotprojekten an den Start. Und erreichten damit auf einen Schlag Millionen potentieller Anleger, von denen viele eigentlich besonders konservativ eingestellt sind.

Krypto Casinos

Kryptowährungen sind aber nicht nur ein Anlageobjekt. Einer der ersten „early adopter“ war der iGaming-Sektor. Mittlerweile sind Krypto Casinos in Deutschland und Europa fast so beliebt wie in den USA. Wichtige Pluspunkte sind die unkomplizierte Anwendung und die Sicherheit von Kryptozahlungen. Auch im Casino ist Bitcoin mit Abstand die beliebteste Kryptowährung. Aber auch Altcoins wie Litecoin oder Ethereum finden immer mehr Anhänger. Je mehr Leute Kryptos besitzen, desto größer ist auch die Nachfrage nach Krypto Casinos. Deshalb ist damit zu rechnen, dass ihre Bedeutung in Deutschland weiter ansteigt.

Kryptos als Zahlungsmittel

Rund ein Drittel aller deutschen Krypto-Besitzer nutzt das digitale Geld auch, um einzukaufen. Die Beträge sind allerdings überschaubar: Das jährliche Transaktionsvolumen liegt im Durchschnitt bei weniger als 1.000 Euro. Das liegt vor allem daran, dass so wenig Unternehmen Kryptowährungen annehmen. Immerhin die Hälfte aller Krypto-Besitzer würde gerne beim Online-Handel mit Kryptowährungen bezahlen. Rund ein Drittel könnte sich vorstellen, Immobilien, Autos oder Luxusgüter per Krypto zu bezahlen. Und auch auf Reisen würden sich viele über eine Krypto-Bezahloption freuen.

Zusammensetzung der Krypto-Portfolios

Bitcoin steht bei den deutschen Krypto-Besitzern nach wie vor an erster Stelle. Allerdings ist die älteste aller Kryptowährungen nicht mehr so dominant wie früher. Rund 30 % aller Krypto-Besitzer haben gar keine Bitcoin im Portfolio. An zweiter Stelle steht Ethereum, das in ca. 46 % aller Portfolios zu finden ist. Auch Ripple (22 %) und Tether (18 %) haben einen nennenswerten Marktanteil. Altcoins wie Litecoin, Dogecoin oder Solana spielen hingegen nur eine untergeordnete Rolle.

Hier zeigt sich wieder, dass die Deutschen nicht allzu experimentierfreudig sind. Sie setzen lieber auf etablierte Werte. Der Wert der meisten Krypto-Portfolios ist allerdings noch überschaubar. Bei 84 % aller Krypto-Besitzer liegt der Coin-Bestand bei weniger als 10.000 Euro. 40 % aller Krypto-Besitzer haben sogar weniger als 1.000 Euro in Coins angelegt.

Zukunft von Kryptowährungen in Deutschland

Der Ausblick für die Zukunft ist ebenfalls positiv. Fast die Hälfte aller Menschen, die bereits Kryptowährungen besitzen, haben vor, die Menge zu erhöhen. Nur 8 % aller Krypto-Besitzer wollen ihre Investition senken oder ihr Kryptoportfolio ganz abstoßen. Zudem haben offenbar viele weitere Deutsche Interesse daran, in Kryptos zu investieren. 85 % aller Befragten können mit dem Begriff Kryptowährung etwas anfangen. Und zwei Drittel von ihnen haben prinzipiell Interesse an dem Thema.

Allerdings wissen sie nicht, wie sie den Einstieg angehen sollen. Zumindest in der Theorie gibt es also enormes Potential. Jetzt liegt es an den Unternehmen der Krypto-Branche, Lösungen zu finden, die den Einstieg erleichtern. Aber auch der Gesetzgeber ist gefragt. Denn nur ein sicheres Rechtsumfeld kann den langfristigen Erfolg von Kryptowährungen in Deutschland garantieren.

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