Fußball

Die Premier League hat die Entscheidung getroffen, ab der Saison 2025/26 keine Werbung von Wettanbietern auf der Vorderseite der Trikots zu erlauben. Die Entscheidung soll freiwillig getroffen sein und leitet einen weiteren Schritt im Kampf gegen Spielsucht ein. In Deutschland sind Wettanbieter auf der Vorderseite der Trikots zumindest in den ersten beiden Ligen nicht erlaubt. Dennoch hat nahezu jeder Bundesliga Verein einen Wettanbieter als Sponsor an seiner Seite. Welche Auswirkungen die Entscheidung der Premier League auf den deutschen Fußball hat, bleibt abzuwarten. Bremen geht in die erste Diskussion.

Die rechtliche Situation in Deutschland

Anders als in Großbritannien ist die Debatte rund um den Schutz der Wettfans sehr weit fortgeschritten. So wurde im Juli 2021 die erste einheitliche deutsche Wettlizenz ins Leben gerufen. Kern der Lizenz ist der Schutz der Spieler.

Mit zahlreichen Auflagen, welche nicht nur die Wettanbieter, sondern auch die Spieler betreffen, versucht Deutschland die Suchtgefahr zu reduzieren. So wurde eine Wettanbieter übergreifende Sperrdatei OASIS aufgebaut und ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 € einberufen. Erreicht der Spieler dieses Limit bei einem Wettanbieter, kann er keine Einzahlungen mehr bei einem Wettanbieter tätigen.

Zudem wurde es dem Spieler leichter gemacht, sich für das Sportwetten zu sperren. Hierbei hilft der sogenannte Panikknopf, der den Spieler für 24 Stunden sperrt. Des Weiteren hat er die Möglichkeit, sich für jegliches Wetten langfristig sperren zu lassen. Durch OASIS kann er dann bei keinem Wettanbieter ein Konto eröffnen. Dies unterscheidet Deutschland grundlegend von anderen Ländern.

Bremen denkt über Stopp von Wettanbieter-Werbung nach

In Bremen wird die Debatte der Engländer aufgegriffen und als Vorbild herangezogen, wie es in Deutschland gemacht werden sollte. Ulrich Mäurer, Innensenator von Bremen, fordert ein Werbeverbot für Wettanbieter und schlägt vor, dass deutsche Fußballclubs und auch Vereine im Amateursport sich ein Beispiel an der Premier League nehmen sollten. Er sieht den Schritt der englischen Spitzenliga jedoch als ersten Schritt, da sich der Stopp der Werbung lediglich auf das Trikotsponsoring bezieht.

Mäurer fordert dabei ein generelles Verbot von Werbung, welches Bandenwerbung einschließen sollte. Dass eine schnelle Umsetzung dieser Maßnahmen schwer werden wird, liegt zudem auch an den laufenden Verträgen der Fußballvereine mit den jeweiligen Wettanbietern. In der Premier League tragen momentan acht Vereine das Logo eines Wettanbieters auf der Brust, mit denen unter anderem langjährige Verträge geschlossen wurden. Aus diesem Grund wird es eine Übergangszeit von drei Jahren geben, bis das Verbot endgültig greift.

Wettanbieter als Sponsoren in der Bundesliga

Auch in Deutschland sind Wettanbieter besonders an Bundesligaspieltagen omnipräsent. Die Logos sind dabei auf Werbebanden oder im Falle von Mainz 05 auf dem Ärmel der Trikots zu sehen.

Außer Mainz 05 trägt kein Bundesligist das Logo eines Wettanbieters auf dem Trikot. Doch genau wie Betway bei Werder Bremen, gibt es kaum einen Bundesligisten, der in der Sponsoring-Pyramide keinen Wettanbieter führt.

Genau wie in England besitzen deutsche Bundesligavereine langfristige Verträge und hegen eine gute Partnerschaft mit den Wettanbietern. Die größten Sponsoren sind hierbei Betway, die insgesamt fünf Bundesliga Vereine als Sponsor unterstützen. Aber auch Tipico oder Bwin sind im deutschen Fußball auf mehreren Ebenen aktiv.

Ist ein Verbot von Wettanbieter-Werbung überhaupt durchsetzbar?

Ob ein generelles Verbot für Werbung von Wettanbietern im deutschen Fußball überhaupt möglich oder gar erwünscht ist, muss grundlegend untersucht werden. Die wegfallenden Sponsoreneinnahmen müssten so von anderen Unternehmen aufgefangen werden. Werder Bremen beispielsweise erhält vom Wettanbieter Betway eine Million Euro pro Saison überwiesen.

Ein großer Betrag, der einem Verein wie Werder Bremen guttut. Blickt man zudem auf die Sponsoring-Liste des DFB oder DFL, sehen wir auch hier Wettanbieter als Sponsoren. Der DFB wird von Bwin gesponsert, während Tipico die DFL unterstützt. Hier müsste ein starkes Umdenken stattfinden.

“Ich denke, wir sollten uns darauf konzentrieren, Sportwetten sicherer zu gestalten. Für viele Menschen gehört Fußball und Sportwetten zum Bundesligaalltag. Im Kern sollte es darum gehen, die Sportwetten-Fans aufzuklären, ihnen Tipps und Tricks an die Hand geben, wie sie Einsatz und Risiko managen können und vor allem dahingehend aufklären, welche Wettanbieter sicher sind und über eine deutsche Wettlizenz verfügen. Genau dies ist unsere Mission auf MyWettanbieter.de. Hier listen wir nur Wettanbieter mit deutscher Lizenz, die wir selbst getestet haben und geben in unserem Guide hilfreiche Tipps”, so Jörn Schneider von MyWettanbieter über die Situation in England und Deutschland.

Kann England überhaupt als Vorbild dienen?

Im Großen und Ganzen zieht Ulrich Mäurer England und die Premier League als Vorbild heran. Jedoch muss hierzu gesagt werden, dass in Deutschland generell mehr zum Schutz von Spielern getan wird und Wettanbieter auf Trikots seit Jahren verboten sind.

In diesem Fall ist Deutschland England bereits voraus. Ein generelles Verbot von Banden- oder TV-Werbung scheint in England bisher kein Thema zu sein. Mit dem durchgesetzten Verbot würde die Premier League somit mit Deutschland nachziehen. Schlussendlich muss eine Diskussion stattfinden, die die Chancen und Risiken abwägt, um so auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, der für Vereine, Sponsoren und Fans akzeptabel ist.