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Seit 65 Jahren begeistert der Eurovision Song Contest weltweit die Massen. Er wird von der Europäischen Rundfunkunion vergeben und jeweils im Land des letztjährigen Siegers ausgetragen. Die schrillen Kostüme und die teilweise kuriosen Auftritte der Künstler haben das Ereignis auch in Deutschland zum Kult werden lassen. Dabei handelt es sich bei diesem Wettbewerb eigentlich um das Kräftemessen von Radio- und Fernsehsendern. Doch der Grand Prix, wie er ursprünglich genannt wurde, hat längst ein Eigenleben entwickelt.

Johnny Logan übertraf sie alle

So verfolgten 182 Millionen Zuschauer die letzte Ausgabe im Jahr 2019. Im Vorjahr wurde das Event abgesagt. In Deutschland erreichte das TV-Ereignis im Jahr 1980 seinen Höhepunkt. Beim ersten Sieg von Johnny Logan saßen unglaubliche 17,4 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern. Diesen Rekordwert sollten selbst die deutschen Gewinner nie mehr erreichen. Nicole zog zwei Jahre später 13,8 Millionen Fans an, Lena Meyer-Landrut übertraf diesen Wert 2010 noch einmal und sorgte bei den 14,7 Millionen Fans für große Freude über ihren Sieg. Danach war der ganz große Boom in der Bundesrepublik erst einmal vorbei. Zuletzt verzeichnete der Eurovision Song Contest wieder einen leichten Aufwärtstrend. 8,1 Millionen Zuschauer ließen sich die Übertragung aus Israel nicht entgehen.

Wochenlang im Scheinwerferlicht

Dieses weltweit große Interesse an dem Event macht die jährliche Übertragung gleichzeitig zu einem Freudenfest für Tourismus-Verantwortliche. Nur selten hat eine Stadt Gelegenheit, sich und ihre Sehenswürdigkeiten wochenlang einem weltweiten Publikum im besten Licht zu präsentieren. Immerhin haben die Veranstalter den Eurovision Song Contest vor mittlerweile 17 Jahren erweitert. Nun findet zusätzlich auch noch ein Halbfinale statt. Das gibt dem Gastgeberland ausreichend Gelegenheit sich selbst im besten Scheinwerferlicht zu präsentieren.

Die Reichweite der Übertragung ist gigantisch und strahlt bis in das ferne Australien aus. Das freut nicht nur den Tourismus, sondern auch zahlreiche andere Branchen. Das Setzen auf den Sieger ist mittlerweile selbst zu einer Art Sport geworden. Zahlreiche Vergleichsportale wie Gambling.com sammeln die besten Quoten und heizen mit ihrer Berichterstattung über den Eurovision Song Contest das Interesse an der Show noch weiter an. Das kommt allen Beteiligten zugute, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Werbewert der Show fast unbezahlbar ist. Die besten Beispiele für diese These lieferten die beiden letzten Ausgaben des Ereignisses im deutschen Sprachraum.

Enormer Werbewert für die Städte

Die Stadt Wien ließ nach dem Eurovision Song Contest eine Studie zum Werbewert durchführen. Die Ergebnisse waren erstaunlich. In 116 Ländern erschienen nicht weniger als 35.822 Artikel zu der Show in Wien. 1.700 Journalisten aus aller Welt berichteten wochenlang aus der österreichischen Hauptstadt. Der Werbewert wurde von Experten auf 100 Millionen Euro geschätzt. Die Wertschöpfung des Großereignisses wurde auf 38 Millionen Euro errechnet. Die Stadt kassierte dafür Steuern in Höhe von über 16 Millionen Euro. Wien alleine verbuchte rund 30.000 Nächtigungen.

Noch deutlich attraktiver gestaltete sich der Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf. Als Lena Meyer-Landrut ihren Titel verteidigte, wurde dies zum größten Ereignis der Stadtgeschichte. Die Stadtväter freuten sich über einen Werbewert von 200 Millionen Euro. Dafür sorgten die rund 2.500 Journalisten, die extra nach Düsseldorf gereist waren. Wie wichtig die Veranstaltung für eine Stadt sein kann, hatte im Jahr zuvor schon die norwegische Stadt Oslo unter Beweis gestellt. Nach dem Sieg von Lena Meyer-Landrut stiegen die Touristenzahlen der Stadt um ganze 11 Prozent an.

Einzigartige Destinationen sehen ihre Chance

Bei solchen Zahlen verwundert es nicht, dass sich zahlreiche Städte weltweit um die Austragung des Eurovision Song Contest reißen. Sie haben die umfangreichen Möglichkeiten erkannt und möchten diese Chance nutzen, um ihren Tourismus weiterzuentwickeln. Das fällt Städten in Ländern, die abseits der bekannten Tourismuspfade liegen, naturgemäß schwerer. Die TV-Show bietet hingegen die einmalige Chance Fans ins Land zu bringen und die TV-Zuschauer zu einer zukünftigen Reise zu animieren. Die globale Bühne eröffnet die Chance Sehenswürdigkeiten, Musik und Gastfreundschaft als ein umfassendes Menü zu präsentieren.

Die Ausrichter zeigen sich weltoffen und tolerant. Das gefällt immer mehr Urlaubern, die sich gerne auf die Suche nach neuen einzigartigen Destinationen begeben. Städte wie Kiev, Malmö, Baku oder Belgrad haben diese Chance bereits für sich genutzt. Das Herz des Balkans präsentierte sich als eine Stadt mit großartiger Architektur und einladenden Flusspromenaden. Die Stadt im Aufbruch demonstrierte, dass sie einen Vergleich mit Paris nicht zu scheuen braucht. Entsprechend euphorisch war das Echo auf den Austragungsort.

Vergleichsweise günstige Kosten

Daher nehmen die Austragungsorte die Kosten für die Veranstaltung gerne in Kauf. Immerhin zeigte die Vergangenheit, dass es sich dabei um eine langfristige Investition in das Image der Stadt handelt. Diese belaufen sich für die gesamte Veranstaltung auf rund 15 Millionen Euro und werden auch von den Teilnehmerländern über Gebühren mitfinanziert. Das klingt nach viel, ist es jedoch nicht. Bereits vor Jahren haben Experten errechnet, dass die Übertragungskosten für Fußballspiele deutlich höher sind.

Rotterdam nimmt einen zweiten Anlauf

2021 liegt es an Rotterdam, seine Vorzüge ins rechte Licht zu rücken. Nach der Absage im Vorjahr wird die holländische Stadt für einige Wochen zum Zentrum der schrillen Eurovision-Song-Contest-Szene. Die Stadtväter werden alles unternehmen, um die Veranstaltung zu einem unvergesslichen Fest zu machen. Nach der Absage vom Vorjahr wird das Interesse der Fans diesmal sicherlich deutlich ansteigen. Die Region Rotterdam macht sich bereits bereit, um ihre Highlights herauszuputzen. Jene Fans, die das TV-Highlight jedes Jahr aufs Neue gespannt verfolgen, zählen bereits die wenigen noch verbleibenden Tage bis zum Start des diesjährigen Eurovision Song Contest.