Werden die Menschen immer isolierter? Statt sich zu gemeinsamen Brettspielen oder anderen Freizeitaktivitäten zusammenzufinden, wird elektronisch an Computern, Konsolen und natürlich auf dem Smartphone gespielt, oft sogar Sport von der Couch aus getrieben, über Konsolen wie Wii U oder Games wie Fifa. Sind die Auswirkungen also in erster Linie negativ, oder ist das Gegenteil der Fall, und Gaming hat mehrheitlich positive Effekte auf Geist und Gemüt? Und was motiviert die Spieler lieber online zu spielen als analog? Diesen Fragen gehen wir auf den Grund.

Das Online-Verhalten der Deutschen ist eindeutig belegt: Die Stiftung für Zukunftsfragen erstellte den Freizeitmonitor 2021, in dem die liebsten Freizeitbeschäftigungen erforscht wurden. Das Ergebnis der Umfrage: unter je 100 Bundesbürgern nutzen 97 regelmäßig das Internet, 88 sehen regelmäßig fern, 85 nutzen Laptop und Computer und 75 das Smartphone, in diesem Fall zu anderen Tätigkeiten als telefonieren. Damit rangiert die Beschäftigung mit der Elektronik aktuell vor jeglichen anderen Hobbys, und dazu gehört natürlich im hohen Maß auch Gaming auf diesen Geräten. Im Jahr 2020 gab es in Deutschland mehr als 34 Millionen Gamer, eine Zahl, die sich seit 2014 nahezu stabil hält.

Doch was genau macht die Faszination des Online Gaming aus, welche Chancen aber auch Gefahren ergeben sich daraus?

Bequemer Zugriff

Einer der häufigsten Beweggründe zum elektronischen Spielen ist der bequeme Zugriff. Mussten Spieleabende und soziale Treffen früher geplant werden und erforderten das Verlassen das Hauses, oftmals nach einem langen Arbeitstag oder inmitten eines vollen Terminkalenders, brauchen sich Vielbeschäftigte mittlerweile nur auf der Konsole oder am Computer anmelden und bekommen eine Vielzahl an Entertainment-Alternativen geboten. Viele Games besitzen inzwischen Multiplayer-Mode und eine online Community, in der sich die Spieler treffen, verbal austauschen und durch eine gemeinsame Begeisterung verbunden fühlen können, all das von der heimischen Couch aus.

Immer beliebter wird zudem das Gaming auf dem Smartphone, wobei die meisten Geräte technisch so ausgerüstet sind, dass sich kaum ein Unterschied zum Spielen auf dem großen Bildschirm ergibt, jedoch der Vorteil, dass das Handy immer und überall mit dabei ist. Statt an der Bushaltestelle, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in der Mittagspause ein Buch zu lesen oder Kontakte zu pflegen, wird schnell eine App geöffnet und eine Runde gespielt. Dabei kommen sämtliche Gaming-Persönlichkeiten auf ihre Kosten – seien es bei Action- und Abenteuer, Puzzle- und Geschicklichkeitsspielen oder auch die aktuell beliebten Online-Casinos, wo nicht nur Unterhaltung und Nervenkitzel winkt, sondern auch echte Geldgewinne gemacht werden können.

Realitätsflucht und Glückshormone

Während Realitätsflucht schnell negativ gewertet wird, muss dies absolut nicht der Fall sein. Verschiedene psychologische Studien ergaben, dass Gaming besonders Menschen mit Depressionen und auch bei ADHS helfen kann. Dass Shooter-Games die Gewaltbereitschaft fördern, wurde inzwischen eindeutig widerlegt, stattdessen können Videospiele düstere Gedanken und Angstzustände entlasten. Die Psychologin Jessica Kathmann erklärte in einem aktuellen Interview die Wirkung von Spielen wie „Sea of Solitude“, „Animal Crossing“ oder „Celeste“: „Gerade, weil es vielen Menschen mit Depressionen schwerfällt, ihre Gefühlswelt in Worte zu fassen, kann ein Spiel als Aufhänger dienen.” Konkret gesagt, Menschen mit Depressionen oder anderen mentalen Leiden können sich hier mit den Charakteren identifizieren und sich verstanden fühlen – gerade, wenn es darum geht mit Einsamkeit zurecht zu kommen oder schwierige Phase zu bewältigen. Eins zu eins sei das nicht auf jeden Patienten zu übertragen, schwächt die Psychologin ab, positive Effekte sind jedoch durchaus möglich.

Mittlerweile werden sogar Computerspiele entwickelt, die gegen das „Zappeln“ helfen und die Symptome von ADHS lindern sollen. Eine Studie mit Kindern, die mit Hyperaktivität diagnostiziert worden waren, ergab, dass das Spiel „EndeavourX“ beispielsweise durchaus der Konzentration wie auch den motorischen Fähigkeiten zuträglich sein kann. Kurzum, spielen kann beruhigen und die Konzentration fördern.

Hirnsport

Sicherlich für die meisten nicht der Grund fürs elektronische Gaming, doch die positiven Auswirkungen auf das Gehirn sind bei vielen Spielen nicht von der Hand zu weisen. Diese Erkenntnis führte sogar dazu, dass mittlerweile in Altenheimen bestimmte Spielekonsolen verwendet werden, mit denen die Bewohner miteinander aktiv werden, sogar vom Rollstuhl aus Sportsimulationen unternehmen und so ihre mentalen und physischen Fähigkeiten stimulieren können. Damit will man der Demenz vorbeugen und die Motorik der Senioren auf Trab halten.

Natürlich gibt es zahlreiche Video-, Computer- und Smartphone-Spiele wie Sudoku, Escape Rooms und Zahlentüfteleien, die sich ganz offensichtlich zum Denksport geeignet sind und damit nicht nur Unterhaltung bieten, sondern auch positive neurologische Effekte haben, wenn dadurch neue Synapsen im Hirn gebildet werden. Sein strategisches Denken auf diese Weise zu fördern, kann sogar positive Auswirkungen auf den Beruf haben.

Glückshormone

Was man für den Sport nachgewiesen hat, trifft auch aufs Gaming zu: Es können dabei durch die Ausschüttung von Adrenalin, Dopamin und Endorphin Glückgsefühle erzeugt werden. Dabei geht es vor allem um Momente der Belohnung – wenn ein neues Level freigeschaltet wird, man eine virtuelle Schlacht gewinnt oder in einem Online-Casino einen Gewinn landet. Wer dieses Gefühlhoch erlebt, wird natürlich nach mehr davon, weshalb die Gefahren der Spielsucht oftmals diskutiert werden. Virtuell erzeugte Euphorie und Erfolgserlebnisse können durchaus abhängig machen, weshalb gerade bei Kindern ein verantwortungsbewusster Umgang mit Gaming gefördert werden muss. Wissenschaftler betonen, dass gerade im jungen Alter dafür gesorgt werden muss, dass diese Glücksgefühle auch im Alltag, fernab von elektronischer Unterhaltung erlebt werden.