Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, deren Ursachen weitgehend unbekannt sind. Forschende der NAKO Gesundheitsstudie, unter der Leitung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), haben nun untersucht, welche Besonderheiten in Kindheit und Jugend das Risiko für die Entwicklung von MS beeinflussen könnten. Die Analyse der Daten von 204.273 Teilnehmenden ergab unter anderem, dass Übergewicht in der Jugend die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, an MS zu erkranken.
Prävalenz von MS in Deutschland
Im Jahr 2019 waren schätzungsweise 337 von 100.000 Menschen in Deutschland von MS betroffen. Die Krankheit äußert sich durch verschiedenste neurologische Symptome, wobei Empfindungsstörungen, Sehstörungen und Muskellähmungen zu den häufigsten Frühzeichen gehören. Genetische Faktoren, Umwelt- und Lebensstilfaktoren, virale Infektionen sowie Vitamin-D-Mangel werden derzeit als mögliche Ursachen für die Autoimmunerkrankung diskutiert.
Einfluss von Kindheit und Jugend auf das MS-Risiko
„Frühere Studien haben Hinweise darauf gegeben, dass Einflüsse aus Kindheit und Jugend die Entstehung von MS begünstigen können. In unserer Publikation haben wir die Angaben der NAKO-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer aus der Basisuntersuchung der NAKO Gesundheitsstudie zu Ereignissen und gesundheitlichen Besonderheiten in jungen Jahren analysiert. Dazu gehörten unter anderem das Geburtsgewicht, das Gewicht im Alter von zehn Jahren und im Jugendalter, die Art der Geburt, Stillzeit und die Anzahl der Geschwister“, berichtet Professor Dr. Heiko Becher vom Institut für Global Health am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD). Von den 204.273 befragten Personen hatten 858 vor der NAKO-Basisuntersuchung die Diagnose MS erhalten.
Erkenntnisse der Studie
Die Untersuchung zeigte, dass Personen, die als Säuglinge gestillt wurden, später ein verringertes MS-Risiko haben im Vergleich zu denen, die nicht gestillt wurden. Übergewicht im Alter von 18 Jahren im Vergleich zu Normalgewicht war mit einem erhöhten Risiko für MS verbunden. Für die anderen untersuchten Faktoren und geschlechtsspezifischen Analysen ergab sich kein Hinweis auf einen Zusammenhang mit dem MS-Risiko.
„Unsere Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Übergewicht im Jugendalter und einem erhöhten MS-Risiko stimmen mit den Erkenntnissen anderer Forschender überein. Wie bereits in früheren Studien beobachtet, haben auch wir keinen Effekt von höherem Geburtsgewicht oder höherem Gewicht im Alter von zehn Jahren im Vergleich zum Durchschnittsgewicht auf das MS-Risiko festgestellt. Das lässt vermuten, dass auch der Zeitpunkt des Übergewichts einen Einfluss auf das MS-Risiko haben könnte. Die körperliche Aktivität der Kinder und Jugendlichen spielt dabei sicherlich ebenfalls eine wichtige Rolle und sollte in zukünftigen Studien genauer untersucht werden“, sagt Anja Holz, Erstautorin und Wissenschaftlerin am Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie am UKE