Unsere Füße sind darauf ausgelegt, das Körpergewicht bei jedem Schritt abzufedern. Schuhe, die eine zu starke Unterstützung des Fußgewölbes bieten, unterbinden jedoch die natürliche Bewegung des Fußes. Dies führt dazu, dass die Fußmuskulatur geschont und dadurch geschwächt wird. Zwar gibt es Fälle, in denen eine starke Unterstützung durch Einlagen erforderlich ist, aber für viele Menschen kann Barfußlaufen eine effektive Methode sein, um die Muskulatur zu stärken und Fehlstellungen zu korrigieren. Schwache oder ungleich entwickelte Fußmuskeln können zu Fehlstellungen der Hüfte und Rückenbeschwerden führen, da der Körper durch unbewusste Ausweichbewegungen muskuläre Dysbalancen entwickelt.
Langsam anfangen: So gewöhnen sich die Füße an das Barfußlaufen
Um die Füße und den gesamten Körper an das Barfußlaufen zu gewöhnen, sollte man langsam anfangen. Die Fußmuskulatur benötigt, wie jeder andere Muskel auch, Zeit, um sich anzupassen. Es ist ratsam, zunächst nur kurze Strecken barfuß zu laufen, idealerweise auf weichem, natürlichem Untergrund wie Wiesen, Waldboden oder Sand. Dies sollte mit dem Tragen von Schuhen abwechseln. Bei Vorverletzungen ist besondere Vorsicht geboten. „Nach Fuß- und Knieverletzungen wie Bänderrissen sollte zunächst gezielter Muskelaufbau und Propriozeptionstraining, also Stabilitätsübungen und Gleichgewichtstraining auf instabilen Untergründen, bei einem Physiotherapeuten durchgeführt werden“, rät Ute Repschläger, eine erfahrene Physiotherapeutin. Der Physiotherapeut kann auch angeborene Fehlstellungen erkennen, bei denen Barfußlaufen nicht sinnvoll ist.
Fit fürs Barfußlaufen? Kleine Tests geben Aufschluss
Wer wissen möchte, ob er fit genug fürs Barfußlaufen ist, kann seine Füße mit kleinen Tests überprüfen. Auch einfache Übungen können effektiv sein, um die Fußmuskulatur zu trainieren.
Test der Achillessehne: Stellen Sie sich in Schrittstellung mit dem Gesicht zur Wand und stützen Sie sich mit gestreckten Armen ab. Das vordere Bein ist leicht gebeugt, das hintere gestreckt. Versuchen Sie, mit der hinteren Ferse den Boden zu berühren. Je weiter das Bein nach hinten gestellt wird, desto schwieriger ist es, die Ferse flach auf den Boden zu platzieren. Diesen Test sollten Sie für beide Beine durchführen.
Training der Achillessehne: Die Teststellung kann auch als Dehnübung genutzt werden. Drücken Sie die hintere Ferse in Richtung Boden, bis eine Dehnung in der Wade spürbar ist. Diese Übung sollte sowohl mit gestrecktem als auch leicht gebeugtem Knie durchgeführt werden, für jeweils 30 bis 60 Sekunden, drei- bis fünfmal pro Bein.
Alternative Übung: Stellen Sie sich mit den Vorfüßen auf eine Treppenstufe und halten Sie sich am Geländer fest. Gehen Sie mit einem Fuß in den Zehenspitzenstand und senken Sie dann die Ferse langsam in Richtung der unteren Stufe. Halten Sie diese Position 30 bis 60 Sekunden und wechseln Sie dann das Bein. Es kann zehn bis zwölf Wochen dauern, bis sich die Elastizität der Sehnen verbessert.
Training der Plantarsehne: Wenn der Achillessehnentest Schwierigkeiten bereitet, sollte auch die Plantarsehne trainiert werden. Legen Sie im Sitzen ein Bein über das andere, sodass das Fußgelenk auf dem Knie ruht. Drücken Sie auf die kräftige Plantarsehne, die Ferse und Vorfußballen verbindet, und bewegen Sie dabei die Zehen. Führen Sie dies pro Fuß zwei Minuten täglich, dreimal pro Woche, durch, bis eine Besserung spürbar ist.
Bewegliche Zehen sind wichtig
Test der Zehenbeweglichkeit: Können Sie den großen Zeh einzeln bewegen? Drücken Sie im Stehen den großen Zeh auf den Boden, während die anderen Zehen leicht angehoben werden. Achten Sie darauf, dass Ihr Fußgelenk nicht nach innen oder außen dreht und der Großzeh gestreckt bleibt.
Training der Zehenbeweglichkeit: Heben Sie abwechselnd nur die Großzehe oder die anderen Zehen vom Boden ab. Diese Übung kann mehrmals täglich durchgeführt werden, am besten ohne Schuhe. Verbesserungen sind normalerweise innerhalb weniger Tage bis zwei Wochen zu beobachten.
Fazit: Barfußlaufen tut der Seele gut
Wer das kleine Trainingsprogramm absolviert, wird feststellen, dass Barfußlaufen der Seele gut tut und gesund sein kann. „Wer die von Physiotherapeuten empfohlenen Übungen macht, hat auf jeden Fall etwas für die Fußgesundheit getan“, betont Ute Repschläger. „Wer unsicher ist, sollte allerdings den Rat eines Physiotherapeuten einholen.“ Barfußlaufen kann unter den richtigen Bedingungen die Muskulatur stärken und die allgemeine Gesundheit fördern.