Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) hat ihre Wurzeln in den Erfahrungen, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht wurden. Die Ursprünge reichen bis ins Jahr 1919 zurück, als die sogenannte Technische Nothilfe (TN) gegründet wurde. Diese Organisation war jedoch stark begrenzt auf die Aufrechterhaltung der Infrastruktur während innerer Unruhen und Streiks.
Geschichte Technisches Hilfswerk
Die massiven Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs, die vor allem die Zivilbevölkerung trafen, stellten die damaligen Hilfskräfte vor immense Herausforderungen. Viele Menschen mussten aus den Trümmern zerbombter Städte gerettet werden, eine Aufgabe, die die Einsatzkräfte mit den damaligen Mitteln kaum bewältigen konnten. Diese Erfahrungen prägten die Notwendigkeit, den Zivilschutz neu zu strukturieren.
Nach dem Krieg begann der Kalte Krieg, der von der nuklearen Aufrüstung und Bedrohungsszenarien geprägt war, die jenseits aller Vorstellungskraft lagen. Deutschland, durch seine zentrale Lage in Europa und die Teilung in Ost und West, war besonders bedroht. Aus dieser Situation heraus entstand die Notwendigkeit, die Gesamtverteidigung Deutschlands neu zu organisieren, die fortan in militärische und zivile Verteidigung unterteilt war. Die zivile Verteidigung, und damit auch der Katastrophenschutz, wurde dem Bundesinnenministerium zugeordnet.
Katastrophenschutz
Ein wichtiger Teil der zivilen Verteidigung ist der Katastrophenschutz, der durch das Gesetz über die Erweiterung des Katastrophenschutzes von 1968 in verschiedene Fachaufgaben untergliedert wurde. Dazu gehörten der Brandschutzdienst, Bergungsdienst, Sanitätsdienst, Instandsetzungsdienst und viele weitere. Um die Aufgaben im Bereich der technischen Schadensabwehr zu bewältigen, wurde am 22. August 1950 das THW gegründet und erhielt 1953 offiziell den Status einer Bundesanstalt.
In den Anfangsjahren des THW lag der Schwerpunkt der Ausrichtung auf einem möglichen Verteidigungsfall. Die Ausrüstung der ersten Jahre mag aus heutiger Sicht rudimentär wirken, aber sie war zweckmäßig. Der „Bergungsrucksack“ war ein Beispiel dafür: Ein einfacher, tragbarer Rucksack, der den Helfern half, auch unter schwierigen Bedingungen autark zu arbeiten. Diese pragmatische Herangehensweise prägte die Ausbildung der frühen Jahre und legte den Grundstein für viele heute noch angewandte Bergungsmethoden.
Die Struktur der THW-Einheiten wurde durch die STAN (Stärke- und Ausstattungsnachweisung) festgelegt, die auch die personelle und materielle Ausstattung regelte. In den 60er und 70er Jahren wurden Zugtruppkraftwagen, Mannschaftskraftwagen und Gerätekraftwagen beschafft, die alle spezielle Aufgaben im Rahmen der Katastrophenhilfe erfüllten.
Neubewertung der Bedrohungsszenarien
Der Wandel der politischen Rahmenbedingungen, insbesondere das Ende des Kalten Krieges und der Fall der Mauer, führte zu einer Neubewertung der Bedrohungsszenarien. Eine großflächige Zerstörung durch Kriegseinwirkungen wurde als weniger wahrscheinlich angesehen, was dazu führte, dass der Zivilschutz in seiner damaligen Form als überdimensioniert betrachtet wurde. Dies hatte Auswirkungen auf das THW, dessen Strukturen und Ausrüstung angepasst wurden. In den 90er Jahren begann eine massive Auflösung von Katastrophenschutzeinheiten, und das THW durchlief eine Phase der Umstrukturierung.
Das Konzept „THW 2001“ führte zu einer deutlichen Reduzierung der Einheiten und einer Modernisierung der Ausrüstung. Die neuen Anforderungen sahen nicht mehr großflächige Zerstörungen vor, sondern konzentrierten sich auf kleinere Schadensstellen, die jedoch durch die moderne Bauweise eine stärkere technische Ausrüstung erforderlich machten. So wurde unter anderem der Gerätekraftwagen 1 (GKW 1) entwickelt, der bis heute ein zentrales Fahrzeug in den Technischen Zügen des THW ist.
Im Rahmen der Umstrukturierungen wurden spezialisierte Fachgruppen, wie die Beleuchtungs- oder Sprenggruppe, geschaffen. Die klassischen Bergungsgruppen wurden hingegen reduziert, und viele frühere THW-Einheiten wie die Pontongruppen oder die Notstrom-/Pumpengruppen wurden in die neuen Technischen Züge integriert.
Auch wenn die Ausrüstung und Struktur des THW sich im Laufe der Zeit verändert haben, bleibt die zentrale Aufgabe des THW – Menschen in Not zu helfen und die Zivilbevölkerung zu schützen – unverändert. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich das THW in Zukunft weiterentwickeln wird, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden.
Zahlen THW
Im Technischen Hilfswerk (THW) sind derzeit etwa 88.000 Ehrenamtliche aktiv, darunter rund 11.800 Frauen. Im Jahr 2022 lag der Schwerpunkt ihrer Einsätze auf der Unterstützung für die Ukraine. Im Inland halfen die Einsatzkräfte vor allem beim Aufbau von Notunterkünften für Geflüchtete, während sie im Ausland Hilfsgütertransporte organisierten. Insgesamt leisteten die Ehrenamtlichen über eine Million Einsatzstunden und absolvierten mehr als 240.000 Übungsstunden, um sich optimal auf den Ernstfall vorzubereiten.
Ein starker Zivil- und Katastrophenschutz erfordert eine enge Zusammenarbeit. Daher arbeiteten im Jahr 2023 rund 2.100 hauptamtliche Mitarbeitende – 40 Prozent davon Frauen – Hand in Hand mit den Ehrenamtlichen, um den Katastrophenschutz in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten.