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Am Samstagabend (5. Juni 2021) kam es erneut zu einem starken Unwetter, welches für massive Schäden im Kreis Bad Kreuznach sorgte. Besonders der Soonwaldrand sowie das Ellerbachtal und Gräfenbachtal waren stark betroffen. Die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk waren stundenlang gemeinsam im Einsatz

Michael Ginz, stellv. Sprecher der Feuerwehr der VG Rüdesheim dazu

„Ab ca. 18 Uhr hatte sich ein ortsfestes Regenband mit Sturm und Gewitter über der nördlichen VG Rüdesheim festgesetzt. Während das Gewitter schnell nachließ, regnete es mehrere Stunden ununterbrochen weiter. Auch die Kanalisation konnte die Mengen nicht mehr aufnehmen“, so Michael Ginz, stellvertretender Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr der VG Rüdesheim. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg und überfluteten zahlreiche Ortslagen, Keller und tiefer gelegene Gebäudeteile.

Hüfthohe Überflutungen und ein Bewohner in Not

Gegen 18:30 Uhr wurden die Feuerwehren zum ersten Mal an diesem Abend alarmiert. In Dalberg war ein Keller mit Wasser vollgelaufen. In kurzer Folge informierte die Leitstelle die Feuerwehreinsatzzentrale über weitere Notrufe. Wehrleiter Christian Vollmer koordinierte als Einsatzleiter die immer mehr werdenden Einsatzstellen. Da die Böden von den vorherigen Regenfällen noch extrem nass und getränkt waren, konnten die neuen Regenfälle nicht versickern.

Besonders stark getroffen wurden Winterbach und Gebroth. Dort ergoss sich die braune Brühe mit hoher Geschwindigkeit über Wald-und Feldwege in die Dörfer. Die Einsatzkräfte erhielten in Gebroth einen erschreckenden Eindruck davon, was in den folgenden Stunden auf sie zukommen würde. Dort war die Lindenstraße teilweise hüfthoch überflutet. Die Landesstraße 108 zwischen Winterbach und Winterburg war über mehrere Stunden unpassierbar.

In Gebroth musste ein Bewohner mit Gehbehinderung aus seinem Haus in Sicherheit gebracht werden. Da das Wasser auf der Straße zu hoch stand, entschieden sich die Helfer für den Transport über eine Drehleiter – die Kameraden aus Bad Sobernheim kamen hier mit ihrem Spezialgerät zum Einsatz. Zu Beginn des langen Einsatzes wurde die Wehren zudem noch zu einem Verkehrsunfall auf der B41 bei Rüdesheim gerufen. Ein Auto hatte sich bei Starkregen mehrfach überschlagen.

Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hilfsorganisationen

Vor allem Sandsäcke wurden zum Schutz von Gebäude sowie Hab und Gut benötigt. Die Bauunternehmen Bellmann aus Roxheim und Stallmann aus Ippenschied sowie Raiffeisen in Weinsheim stellten in Windeseile Sand zur Verfügung. Dort füllten Einsatzkräfte von der Feuerwehr und dem THW Bad Kreuznach die Säcke und transportierten sie anschließend zu den besonders betroffenen Stellen. Weitere gefüllte Jutesäcke lieferten die Feuerwehren Kirn und Idar-Oberstein. Vor Ort bauten die Helfer damit Barrieren vor Kellern, Garageneinfahrten oder lenkten die Wassermassen weg von gefährdeten Bereichen.

Weitere Einsätze für die Feuerwehren

Die Besatzung der Feuerwehreinsatzzentrale im Rüdesheimer Feuerwehrhaus alarmierte den gesamten Abend über weitere Einsatzkräfte aus allen Teilen der Verbandsgemeinde nach. Denn auch in Wallhausen, Bockenau oder Rüdesheim hieß es Land unter.

Während sich die Lage am Soonwaldrand gegen 23 Uhr entspannte, richtete sich der Blick von Vollmer und seinem Führungsteam auf die Unterläufe von Ellerbach und Gräfenbach. Regelmäßig wurde die Stände der zwischenzeitlich angewachsenen Bachläufe kontrolliert. Nach einem kurzzeitigen Anstiegs der Gräfenbachs konnte an dessen Verlauf schnell Entwarnung gegeben werden.

Kritische Lage am Ellerbach

Anders stellte sich die Lage am Ellerbach dar. Im Bereich Ackvas Mühle bei Burgsponheim sorgte sich der Eigentümer aufgrund des immer stärker steigenden Wassers. In Windeseile verlegten die Kräfte auch hier einen Schutzwall rund um das Haus und verhinderten Sachschaden. Im weiteren Verlauf lag ein Hauptaugenmerk auf dem neuen Brückenbauwerk in Weinsheims Ortsmitte. Der Scheitel schob sich Zentimeter um Zentimeter an die Brücke und den Straßenrand. Auch hier schützten Sandsäcke vor einem starken Überlaufe, die Ortsmitte wurde geschützt. Dennoch drückte sich das Wasser durch einzelne Wände und setzte Keller unter Wasser, die schnell ausgepumpt werden konnten. 

Über 150 Helfer mit 34 Fahrzeugen im Einsatz

Wehrleiter Christian Vollmer wurde als Einsatzleiter durch das Team des Einsatzleitwagens, das in enger Abstimmung mit der Einsatzzentrale agierte, unterstützt. An den einzelnen Einsatzstellen leiteten der stellvertretende Wehrleiter Jörn Trautmann und die Zugführer der Ausrückebereiche die notwendigen Einsatzmaßnahmen. Das Führungsteam tauschte sich während des Einsatzes mit der Koordinierungsstelle des Katastrophenschutzes und BKI Werner Hofmann aus. Ein großes Lob geht an die vielen Einsatzkräfte und Einwohner, die über Stunden Hand in Hand arbeiteten, Keller auspumpten und Straßen und Wege säuberten. Am Sonntag (6. Juni 2021) gehen die Aufräumarbeiten weiter, zudem werden die Einsatzkräfte noch einige Stunden in die Reinigung der Geräte investieren müssen. Insgesamt waren über 150 Helfer mit 34 Fahrzeugen im Einsatz, der gegen 02:30 Uhr beendet werden konnte.