Bildunterschrift: MdB Dr. Joe Weingarten mit der Geschäftsführerin Cindy Daví

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Joe Weingarten spricht sich für ein selbstbestimmtes von der Gemeinschaft unterstütztes Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen aus: „Selbst-bestimmtes Leben muss der Gesellschaft etwas Wert sein, die persönliche Assistenz für Menschen, die diese Hilfe benötigen, darf auch Geld kosten“.

Menschen mit Beeinträchtigung

Der Abgeordnete hat sich bei einem Treffen mit der Geschäftsführerin Cindy Daví und deren Persönlicher Assistenz Ronja Baum über die Arbeit des Zentrums für selbstbestimmtes Leben- (ZSL) Bad Kreuznach e.V. informiert. Das ZSL wurde 2004 gegründet und bietet Menschen mit Beeinträchtigungen Unterstützung und Beratung bei Fragen des alltäglichen Lebens an. Das ZSL Bad Kreuznach fußt auf zwei Säulen, darunter dem Abrechnungsservice beim sogenannten „Arbeitgebermodell“. Das bedeutet, dass Menschen mit Beeinträchtigung, die auf dauerhafte Unterstützung angewiesen sind, ihren persönlichen Assistenten gegenüber als Arbeitgeber auftreten. Bei einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung kann solch eine Assistenz bis zu einem Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – teilweise in Teilzeit – beschäftigen.

Das ZSL berät behinderte Menschen als Arbeitgeber dieser Assistenten in Fragen hinsichtlich der Sozialversicherungspflicht und der Lohnabrechnung. Inzwischen werden über 90 Mandanten vom ZSL abgerechnet: „Um diesen Service in bester Qualität leisten zu können, haben wir unser Team auch personell erweitert,“ betont Geschäftsführerin Cindy Davi. Auf die Frage des SPD-Bundestagsabgeordneten, welche Voraussetzungen vorliegen müssen, um als persönliche Assistenz tätig zu sein, erklärt Frau Daví, dass eine abgeschlossene Ausbildung nicht von Nöten ist. Vielmehr muss vor allem die „Chemie“ zwischen Leistungsempfänger und der Assistenz passen, denn der persönliche Kontakt sei sehr eng: „Durch die Assistenz wird mir das größtmögliche Maß an Selbstbestimmung gegeben“, so Daví. „Die darauffolgende Ausbildung wird durch den Leistungsempfänger durchgeführt, also individuell angepasst. Sollte dies nicht möglich sein, kann dem Leistungsempfänger ein Dienstleister zur Seite gestellt werden, der unterstützt“, so die Geschäftsführerin weiter.

Arbeitgebermodell

Alternativ gibt es neben dem Arbeitgebermodell auch das „Dienstleistungsmodell“, bei dem die Verwaltungsleistungen des Arbeitgebers von einem externen Unternehmen ausgeführt werden, erläutert Geschäftsführerin Davi. Das Dienstleistungsmodell wird nach ihrer Einschätzung von den Leistungsträgern – etwa der Kreisverwaltung Bad Kreuznach oder der Agentur für Arbeit – gegenüber dem Arbeitgebermodell eher bevorzugt, da dort eine stärkere Kontrolle möglich ist. Es bringe aber für die Menschen mit Behinderungen Nachteile mit sich, weil sie darin weitaus weniger ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse umsetzen könnten.

Die zweite Säule der Arbeit des ZSL ist die Beratung, die seit 2018 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Projekt EUTB (Ergänzende Unabhängige Teilhabe Beratung) gefördert und von über 500 Beratungsstellen bundesweit wahrgenommen wird. In dem Projekt wird zu allen Belangen der Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung beraten.

Die ZSL-Geschäftsführerin berichtet, dass ihre Organisation auch weitere Hilfen, auch in Kooperation mit anderen Einrichtungen in Bad Kreuznach, anbiete. So habe die Diakonie viele kreative Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung begonnen und es sei ihr auch eine Herzensangelegenheit, gemeinsam mit der Kunstwerkstatt neue kreative Angebote zu schaffen. Die Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit zu diesen Themen ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. „Menschen mit Beeinträchtigung und ihre Belange müssen immer wieder ins Rampenlicht gezerrt werden. Es muss immer wieder bewusstgemacht werden, dass diese Belange jeden etwas angehen“, so Daví. Weingarten zeigte sich begeistert von dem Einsatz der Geschäftsführerin: „Das geht weit über den Umfang hinaus, für den Sie eigentlich Beratungen anbieten und zeigt das große persönliche Engagement“.

Weingarten sagte für die grundlegenden Arbeiten des Zentrums für selbstbestimmtes Leben- ZSL Bad Kreuznach e.V. und anstehende Projekte Unterstützung zu. „Ich bin sehr dankbar für die engagierte Arbeit von Frau Daví und ihres Teams, sich für ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Beeinträchtigung einzusetzen“, lobt der SPD-Bundestagsabgeordnete die Arbeit.